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Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide


Britzer Straße 5
12439 Berlin
Tel.: 030 6390 288 0
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Zwangsarbeit und Arisierung

27.09.2011 - 30.03.2013

Die Firma Warnecke & Böhm - Fabriken für Lacke und Farben hatte ihren Firmensitz in der Goethestraße im Berliner Stadtbezirk Weißensee. Bis 1945 wurde Warnecke & Böhm zu einem der führenden Lieferanten von Schutzanstrichen für die Rüstungsindustrie des Deutschen Reiches.
Die Firma beschäftigte zwischen 1939 und 1945 eine große Anzahl von Zwangsarbeitern, darunter in Berlin lebende Juden und ausländische Zivilarbeiter.
Zur Geschichte der Zwangsarbeit von Juden bei Warnecke & Böhm gehört auch die "Arisierung" des Unternehmens und damit das Herausdrängens des Mitinhabers Heinrich Richard Brinn nach 1933. Er wird später in Berlin zur Zwangsarbeit verpflichtet, deportiert und ermordet.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Personalakten ehemaliger jüdischer Zwangsarbeiter bei Warnecke & Böhm. Dieser Aktenbestand umfasst insgesamt 352 Akten, die seit 1991 im Archiv der Stiftung Neue Synagoge - Centrum Judaicum in Kopie überliefert sind. Erst im Zuge der Ausstellungsvorbereitung ist es gelungen, die bis dahin verschollen geglaubten Originalakten aufzuspüren.
Die Personalakten dokumentieren, wie der "Geschlossene Arbeitseinsatz" jüdischer Zwangsarbeiter durch eine Anzahl behördlicher sowie innerbetrieblicher Stellen im Sinne "ordnungsgemäßen Verwaltungshandelns" organisiert war. Sie erhalten Stellenzuweisungen, Personalbogen, An- und Abmeldungen bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse, Firmenausweise, Stempelkarten, Lohn- und Steuerabrechnungen, Arbeitsunfall-Protokolle, Krankenatteste, Urlaubsgesuche, Freistellungsanträge, aber auch Beschwerden, Einsprüche und Forderungen von Zwangsarbeitern.
Angesichts dieses bürokratisch durchorganisierten Systems von Entrechtungen, Drangsalierungen, gesundheitlichen Gefährdungen bis hin zu offener Gewalt, dokumentieren die Personalakten auch das Bemühen, den Mut und die Kraft jüdischer Zwangsarbeiter, gegen die Behandlung bei Warnecke & Böhm Einspruch zu erheben und sich insbesondere für den Ermessensspielraum, den die Firma besaß, zu ihren Gunsten einzusetzen.
61 jüdische Zwangsarbeiter der Firma Warnecke & Böhm haben die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur überlebt. Die anderen - 306 Menschen - wurden in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet.

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