Deutsches Hygiene-Museum, Foto: Oliver Killig
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Deutsches Hygiene-Museum

Foto: David Brandt
Foto: David Brandt
Deutsches Hygiene-Museum, Foto: Oliver Killig
Deutsches Hygiene-Museum, Foto: Oliver Killig

Lingnerplatz 1
01069 Dresden
Tel.: 0351 4846304
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Krieg und Medizin

04.04.2009 - 09.08.2009
Eine Ausstellung der Wellcome Collection, London und des Deutschen Hygiene-Museums Krieg und Medizin – ein widersprüchlicheres Thema ist kaum denkbar: Auf der einen Seite die Zerstörungskraft und das menschliche Elend des Krieges, auf der anderen das Selbstverständnis der Medizin, Menschen zu heilen und gesund zu erhalten. Wie erleben Ärzte und Krankenschwestern, aber auch Soldaten und Zivilisten diesen noch kaum erforschten ethischen Konflikt? Welche Erfahrungen machen sie mit Verletzungen und Tod, mit ihrer Hilflosigkeit und Verzweiflung, aber auch ihrem Mut und ihrer Bereitschaft, anderen zu helfen? Diese ganz persönlichen Perspektiven bilden das Zentrum der Ausstellung "Krieg und Medizin", einem Gemeinschaftsprojekt der Wellcome Collection, London, und des Deutschen Hygiene-Museums, Dresden. In welchem spannungsvollen Wechselverhältnis sich Krieg und Medizin bis heute befinden, zeigt die Ausstellung anhand von historischen und zeitgenössischen Exponaten und Dokumenten, von Foto- und Filmmaterial, aber auch anhand von Arbeiten bekannter Künstler wie Max Beckmann, Georg Grosz oder Conrad Felixmüller. Sie spannt einen zeitlichen Bogen von den aktuellen Konflikten in Afghanistan oder im Irak bis zurück zur humanitären Katastrophe des Krimkrieges. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts starben mehr Soldaten an den Folgen einer unzureichenden medizinischen Versorgung als auf den Schlachtfeldern. Sowohl die Kriegsführung als auch die Rolle der Medizin haben sich seitdem stark gewandelt. Angesichts der fortschreitenden Technisierung des Krieges gewann die Militärmedizin auch strategisch an Bedeutung. Während die neuartigen Waffensysteme den Soldaten die furchtbarsten Verletzungen zufügten, versuchte die Medizin parallel dazu mit wirkungsvolleren Behandlungsmethoden Schritt zu halten. Zugleich musste sie ihr Handlungsfeld immer stärker auf die Zivilbevölkerung ausweiten, die heute zunehmend direkt oder indirekt von den Kampfhandlungen betroffen ist. In welchen ethischen Zwängen steht eine Medizin, die Leben rettet und Leiden lindert und die zugleich zu einem maßgeblichen Bestandteil des militärischen Apparats geworden ist? Wie vereinbaren wir das Recht auf militärische Verteidigung mit der humanitären Pflicht, Kriegsopfer auf dem bestmöglichen medizinischen Niveau zu versorgen? Diesem beklemmenden moralischen Dilemma nähert sich die Ausstellung aus kulturwissenschaftlicher und medizinhistorischer Perspektive und ermöglicht den Besuchern so eine informierte und emotionale Auseinandersetzung mit den Schicksalen und Motiven der handelnden Personen. Auch in Deutschland hat dieses Thema aufgrund der Auslandseinsätze der Bundeswehr eine bedrängende Aktualität gewonnen, der sich die Betroffenen, aber auch die Gesellschaft insgesamt stellen müssen.

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