Deutsches Hygiene-Museum, Foto: Oliver Killig
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Deutsches Hygiene-Museum

Foto: David Brandt
Foto: David Brandt
Deutsches Hygiene-Museum, Foto: Oliver Killig
Deutsches Hygiene-Museum, Foto: Oliver Killig

Lingnerplatz 1
01069 Dresden
Tel.: 0351 4846304
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Kraftwerk Religion

01.10.2010 - 05.06.2011
Auf ihren Glauben und auf Gott berufen sich heute Präsidenten ebenso selbstverständlich wie Terroristen. Gott werden Staaten und Kriege geweiht, in seinem Namen geht es um den Weltfrieden und die Menschenwürde, um Freiheit und Gerechtigkeit. Wer an die Prognose der Säkularisierungstheorie geglaubt hatte, mit der Moderne würde auch Gott verschwinden, sieht dies angesichts solcher Tatsachen in Frage gestellt. Die reale Macht des Glaubens erfahren heute auch Atheisten, denn Gott ist zurück in der Politik. Den Alltag der meisten Menschen hatte er ohnehin nie verlassen. Fast überall auf der Welt wird weiterhin an eine Wahrheit jenseits der reinen Tatsachen geglaubt. Und auch in Europa ist es fraglich, ob der Rückgang der Kirchenmitgliedschaften zwangsläufig bedeutet, dass Gläubigkeit und Religiosität schwinden. Wenn ein "Clash of Civilizations" beschworen wird, dann ist damit auch gemeint, dass in einer globalisierten Welt die Götter dieser Kulturen aufeinandertreffen, also das, was wir als die Religionen bezeichnen. Ob daraus in erster Linie Abgrenzung und Kämpfe entstehen oder aber Austausch und gegenseitige Beeinflussung, das ist heute eine offene Frage. Vielleicht war der Glaube nie wirkmächtiger als heute in seiner globalisierten Form, und es bedarf keiner prophetischen Gaben, um daraus gravierende Folgen für die Zukunft der europäischen Moderne vorherzusagen. Spätestens nach der europäischen Aufklärung wurde die Säkularisierung als konstitutive Voraussetzung für Demokratie und Modernität gedacht, während wir uns heute auf eine Zukunft einstellen müssen, in der etwa wissenschaftliche Erkenntnisformen und religiöse Glaubenssysteme dauerhaft um ihre Geltungsbereiche konkurrieren. Für die westlichen Gesellschaften wie für viele Menschen ist der Glaube und sein individueller und öffentlicher Stellenwert jedenfalls zu einem Problem geworden, über das auf ganz unterschiedlichen Ebenen reflektiert werden muss. Diese Konstellation nimmt die Ausstellung zum Ausgangspunkt, um zu untersuchen, was Glauben heute ist. Sie wird einzelnen, besonders wirkmächtigen Kulturen des Glaubens nachgehen, um vor diesem Hintergrund danach zu fragen, wie eine Zukunft demokratischer und pluralistischer Gesellschaften aussehen könnte, die fähig wäre, mit dem Glauben ihren Frieden zu machen -und umgekehrt.

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