c/o Berlin, (Foto: David von Becker)
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Sibylle Bergemann: Polaroids

02.07.2011 - 04.09.2011
"Mich interessiert der Rand der Welt, nicht die Mitte. Das Nichtaustauschbare ist für mich von Belang. Wenn etwas nicht ganz stimmt in den Gesichtern oder Landschaften." Sibylle Bergemann Das Jetzt ist flüchtig, fragil, intim und ist schwer zu fassen. Augenblick und Ewigkeit - nirgends sind sie sich so nah wie im Polaroid, jenem Sofortbild, das vergänglich ist, weil es verblasst. Poetisch und einfühlsam gelingt es Sibylle Bergemann, die Konturen des Moments auf diesem Medium zu bannen. So erschafft sie traumhafte und zarte Dokumente gegen das Vergessen, die sich einer zeitlichen und räumlichen Einordnung entziehen und wie von einem Art Schleier überzogen erscheinen. Ihre Fotografien sind vielschichtig, sie erzählen von Schicksalen, Zeitläuften und Begleitumständen, so dass man sie immer wieder anders, neu betrachten und verstehen kann. Und genau diese oszillierenden Ebenen und das Vergängliche sind in all ihren Bilder unverwechselbar - von den melancholisch wirkenden schwarzweißen Berliner Fotografien der 1960er Jahre, über die farblich ausgeblichenen Polaroids, bis hin zu ihren Farbbildern nach der Wende. Im Akt des Fotografierens wird ihre Haltung zum Leben sichtbar - unendlich geduldig, unaufgeregt und achtsam. Sibylle Bergemann nahm jeden einzelnen Menschen, den sie vor die Kamera holte, ernst. Nie führte sie ihr Gegenüber vor und entblößte seine Schwächen oder Eigenarten. So gelang ihr eine besondere Nähe zu den Porträtierten. Gleichzeitig jedoch spielte sie auf subtile Weise mit dem Blick des Betrachters, mit seiner Sehnsucht und Nostalgie. Sibylle Bergemann verstand die Fotografie nicht nur als Abbildung, sondern vor allem als ein Medium, das Aufschluss über die Zusammenhänge der Wirklichkeit gibt, interpretiert und Stellung bezieht. Daher werden ihre Bilder im Detail zum Symbol, geben in feinen Nuancen Geschichten und Symbole wieder. C/O Berlin präsentiert 140 Polaroids von Sibylle Bergemann erstmals in diesem Umfang öffentlich und gibt anhand dieser Unikate einen einzigartigen Überblick über das Gesamtwerk einer der wichtigsten deutschen Fotografinnen. Die Ausstellung ist eine Hommage an die im November 2010 verstorbene Künstlerin. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog bei Hatje Cantz. Sibylle Bergemann, 1941 in Berlin geboren und 2010 in Gransee gestorben, absolvierte von 1958 bis 1960 eine kaufmännische Ausbildung. Im Anschluss war sie sie in der Redaktion der Zeitschrift "Das Magazin" tätig. 1966 begann sie eine Ausbildung als Fotografin bei Arno Fischer, mit dem sie seit 1985 verheiratet war. Seit 1967 war sie freiberufliche Fotografin und Mitglied der Gruppe Direkt. 1974 hatte sie ihre erste Einzelausstellung im Haus der Jungen Talente in Berlin und wurde 1977 Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Nach der Wende gründete sie zusammen mit Ute und Werner Mahler, Jens Rötzsch, Harald Hauswald, Thomas Sandberg und Harf Zimmermann die Fotoagentur Ostkreuz. Seit 1994 war sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, zudem unterrichtete sie an der Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung in Berlin-Weißensee. Sibylle Bergemann hat sowohl seriell gearbeitet sowie über längere Zeit selbst gewählte Themen und fotografische Notizen festgehalten. Schwerpunkte in ihrem Werk bilden die schwarzweißen und farbigen Mode- und Porträtfotografien, die im Auftrag für Sibylle, Stern, Spiegel und Geo oder zu selbstgesetzen Themen entstanden sind.

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