© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf


Alt-Marzahn 51
12685 Berlin
Tel.: 030 54 79 09 21
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Do 10.00-17.00 Uhr
So 11.00-17.00 Uhr

Von den Anfängen bis 1870 Dritter Baustein zur Dauerausstellung

28.08.2007 - 20.07.2008
1913 fanden Kinder beim Spielen im heutigen Röbeler Weg in Mahlsdorf-Süd drei Gegenstände. Wie sich herausstellte, waren es ein Bronzering und zwei Fibeln aus der frühen Römischen Eisenzeit. Die Fundstücke waren also etwa zweieinhalbtausend Jahre alt. Ähnlich zufällig wie bei den Kindern wurden im heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zahlreiche ur- und frühgeschichtliche Fundstellen entdeckt. Seit den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts fanden dann mehrfach offizielle Ausgrabungen statt, die jüngste erst 2005 in Biesdorf-Süd. Etwa 100 archäologische Fundstellen sind heute im Bezirk bekannt. Die Ur- und Frühgeschichte ist der weitaus längste Zeitraum, den das Bezirksmuseum in seiner neuen Ausstellung vorstellt - die ältesten Funde aus unserem Bezirk sind etwa 11.000 Jahre alt. Diese frühesten Perioden der Besiedlungsgeschichte umfassen jedoch nur einen Teil der Präsentation.Den Schwerpunkt bildet die Geschichte der Dörfer Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn von ihrer Gründung im 13. bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Die ersten urkundlichen Erwähnungen der fünf Dörfer stammen erst aus der Zeit zwischen 1300 und 1375. Die Anlage eines Dorfes erfolgte in der Regel unter der Leitung eines vom Landesherrn beauftragten adligen oder bäuerlichen Anführers, des Lokators. In diesen neuen Ansiedlungen war die Dreifelderwirtschaft über Jahrhunderte die vorherrschende Wirtschaftsform. Diese hatte zur Folge, dass alle Bauern zur gleichen Zeit ihre Feldarbeiten erledigen mussten (Flurzwang). Mit der Separation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts endete der Flurzwang. Die grundlegenden Strukturen der Dörfer Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn blieben bis ins 19. Jahrhunderts nahezu unverändert. Hellersdorf hingegen wurde bereits um 1400 aufgegeben und erst zwischen 1983 und 1986 teilweise wieder ausgegraben.Mit der Eroberung der Mark Brandenburg durch die Askanier im 12./13. Jahrhundert erfolgte die Christianisierung der hier lebenden Slawen. In den neu angelegten Dörfern wurden Kirchen erbaut. Die mittelalterlichen Kirchen sind als die ältesten Gebäude in Mahlsdorf, Biesdorf und Kaulsdorf in ihren Grundanlagen noch erhalten. Bis zur Reformation 1539, die zu starken Veränderungen im Kirchenleben führte, gehörten die hiesigen Dörfer zum katholischen Bistum Brandenburg. Eng mit der Kirche verbunden war das Schulwesen. Schulunterricht ist bereits vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1717 nachweisbar.Tief griffen Kriege, Missernten und Krankheiten in das Leben der Dörfer ein. Besonders verheerend wirkte sich der 30-jährige Krieg (1618 – 1648) aus. Als 1648 die Friedensglocken läuteten, waren auch unsere Dörfer niedergebrannt und entvölkert. Die Wiederherstellung der zerstörten Orte verlief nur langsam. Das betraf besonders Marzahn. Friedrich II. siedelte daher ab 1764 Pfälzer Familien an. Bereits 1753 waren Einwanderer aus dem Württembergischen in die Mahlsdorfer Feldmark gekommen, wo sie die Kolonie Kiekemal gründeten. Im Gefolge der Niederlage des preußischen Heeres gegen Napoleon in der Schlacht bei Jena/Auerstedt 1806 erhielten reformwillige Kräfte Auftrieb. Noch unter französischer Besatzung wurden grundlegende Veränderungen in Staat und Wirtschaft in Angriff genommen.Das Oktoberedikt von 1807 hob die Erb- und Gutsuntertänigkeit der Bauern auf. Die Agrar-Reformen setzten den Prozess der Ablösung (Freikauf) der bisher dem Gutsherrn zu leistenden Dienste und Abgaben in Gang, der sich teils bis Mitte des 19. Jahrhunderts hinzog. Die Ausstellung präsentiert zahlreiche originale Objekte, darunter Leihgaben aus dem Museum für Vor- und Frühgeschichte und dem Märkischen Museum. Modelle der Dreifelderwirtschaft, eines Wohn-Stall-Hauses und des Gutshofes Kaulsdorf veranschaulichen, wie die Menschen damals lebten und arbeiteten. Wer möchte, kann probieren, mit einer Handspindel Garn zu spinnen oder mit einer Handmühle Mehl zu mahlen.

KULTURpur empfehlen