Foto: Zweckverband Bayerisches Schulmuseum Ichenhausen
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Bayerisches Schulmuseum, Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums

Blick in die Ausstellung "Die jüdische Schule in Bayern", Foto: Bayerisches Nationalmuseum München
Blick in die Ausstellung "Die jüdische Schule in Bayern", Foto: Bayerisches Nationalmuseum München

Unteres Schloß, Schloßplatz 3
89335 Ichenhausen
Tel.: 0 82 23 61 89
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10-17Uhr
Schüler-Lehrergrup Führungen Di-Do 10-17
Baugeschichte:
1697 ließ Franz Marquard vom Stain zu Rechtenstein, Rat und ofmarschall des Bischofs von Augsburg in Dillingen und bischöflicher Pfleger in Aislingen, den jetzigen Schloßbau errichten. Der Abbruch des alten Schlosses und der Neubau kosteten 22.000 Gulden.

Es entstand ein stattliches Gebäude auf rechteckigem Grundriß mit zwei mächtigen, mehrfach gestuften und auf Voluten ansetzenden Schweifgiebeln und Satteldach. Das Steinportal wird bekrönt durch die Wappen des Erbauers und seiner Gattin Maria von Freyberg.

Im Inneren ist im zweiten Obergeschoß ein Festsaal mit üppigen Deckenstukkaturen aus Blattwerk, Akanthusranken und Blattkränzen mit Putten als Personifikationen der Jahreszeiten erhalten. Die Decke wie der Kamin mit einer Stuckfigur der Göttin Diana stammen wohl aus der Zeit um 1715/20, unter Umständen aus der Hand von Gaspare Mola. Die Türen des Saales sind mit feinen Holzeinlegearbeiten geschmückt. Neben dem FestsaaI zeigen noch weitere Räume Stuckdecken der Zeit um 1700.

1860 kam das Schloß in den Besitz der Gemeinde Ichenhausen. Von da an diente es über ein Jahrhundert als Schulhaus. Im Schloß wurde dann 1983/1984 das Bayerische Schulmuseum eingerichtet.

Ein moderner Erweiterungsbau von zirka 1300 qm Ausstellungsfläche wurde im Juli 2003 eröffnet.


Das Bayerische Nationalmuseum stellt im Bayerischen Schulmuseum Ichenhausen in einem kulturgeschichtlichen Streifzug, der von den Anfängen menschlicher Wissensunterweisung bis in die Erziehungswirklichkeit der gegenwärtigen Schule reicht, nicht nur Stationen des Schulwesens in Bayern dar, sondern vor allem auch allgemeine Probleme des Lehrens und Lernens:

Lernen, um sich im Lebenskampf behaupten zu können; Wissen und Können als Mittel des sozialen Aufstiegs; die Schule als Ergebnis und Ausdruck zivilisatorischer Entwicklung.

Der Weg führt über das Mittelalter ("Schule der Christen") und die frühe Neuzeit ("Die Schule - ein Weg in die Welt") zu Aufklärung und staatlicher Pflichtschule ("Schule verpflichtet - Schule für alle"), die die Formen und Aufgaben der modernen Schule im 19. und 20. Jahrhundert prägten. So erwarb das Schulmuseum zum Beispiel 1994 zwei historische Klassenzimmer aus der Zeit der Jahrhundertwende und aus der Zeit um 1920. Der Weg mündet in die Schule von heute, die ein Abbild unserer kaum mehr zu überschauenden Gegenwart ist.

Ab dem 20. Juni 2007 widmet sich eine neue Abteiung der "Jüdischen Schule" in Bayern und damit einem Thema, das gerade in Ichenhausen, der einstmals größten jüdischen Landgemeinde Bayerns, vielfältige historische Bezugspunkte besitzt. Auf einer Fläche von rund 220 qm werden wichtige Aspekte der Entwicklung des jüdischen Schulwesens von der Zeit um 1800 bis in unsere Gegenwart veranschaulicht. Besonderes Augenmerk gilt der jüdischen Volksschule, dargestellt am Beispiel Ichenhausen, der Israelitischen Realschule in Fürth und den verschiedenen Lehrerbildungsanstalten in Franken. Einen Schwerpunkt bildet das Schicksal der jüdischen Schulen unter dem NS-Regime, ebenso die Wiederaufnahme des jüdischen Schulunterrichts nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zur Gründung der Sinai-Grundschule in München im Jahr 1966.

Dank vielfältiger Unterstützung konnten zahlreiche Dokumente, historische Fotografien und Unterrichtsmaterialien zusammengetragen werden, darunter besonders seltene Objekte wie originale Schulbänke und hebräische Buchstabiertafeln sowie Lesefibeln aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Den Besuchern steht zudem ein vielfältiges Angebot an audio-visuellen Medien zur Verfügung, darunter Filme und Interviews mit jüdischen Bürgern, die ihre Schulzeit während der NS-Herrschaft schildern.

KULTURpur empfehlen