Nach dem Mord an ihren Eltern finden Antigone, ihre Schwester Ismène, ihre Brüder Étéocle und Polynice und ihre Großmutter Ménécée Zuflucht in Montreal. Sie führen ein ruhiges, bescheidenes Leben in einer winzigen Wohnung in einem Arbeiterviertel. Antigone (meisterhaft gespielt von Nahéma Ricci in ihrer ersten Hauptrolle) ist eine Einser-Schülerin, die zudem auch die Familie zusammenhält. Die Tragödie schlägt zu, als Étéocle bei der Verhaftung von Polynice, einem kleinen Drogendealer, zu Unrecht von der Polizei niedergeschossen wird. Motiviert durch ihr Pflichtgefühl gegenüber ihrer Familie, beschließt Antigone, ihre eigene Zukunft zu gefährden, um die ihrer Familie zu bewahren. Packend, kraftvoll und sehr modern adaptiert die Regisseurin die griechische Tragödie und verortet sie im zeitgenössischen Montreal. Das jüngste Werk der preisgekrönten Filmemacherin Sophie Deraspe aus Québéc ist ein mitfühlendes Familiendrama, das sich nicht mit der Anklage gegen die gegenwärtige Flüchtlings- und Einwanderungserfahrung in Nordamerika zurückhält.