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Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch"


Johannesstr. 169
99084 Erfurt
Tel.: 0361 655 56 51
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Erfurt in Farbe - Die 50er und 60er Jahre

28.05.2015 - 03.10.2016

Die Idee zu einem Buch und einer Ausstellung entstand beim Betrachten von Erfurter Farbdias aus den 50er Jahren. Sie zeigten nicht die allseits bekannte „graue Republik“, sondern eine bunte und farbenfrohe Stadt – eine Blumenstadt.
Bei der Suche nach weiteren Farbdias wurde ich im Stadtarchiv Erfurt und vor allem im Erfurter Stadtmuseum fündig, wo sich eine Sammlung von über 3.500 Farbdias zahlreicher Hobbyfotografen aus der Zeit zwischen 1953 und 1989 erhalten hat. Die Namen der Fotografen und die näheren Umstände der Entstehung waren nicht zu ermitteln. Fotografien aus dem „sozialistischen Arbeitsalltag“ fehlen aber ebenso, wie private Familienfotos. Das Eine wollte oder durfte man nicht fotografieren, dass Andere gelangte als uninteressant nicht ins Archiv oder Museum. Die Qualität der Dias ist ebenfalls außerordentlich unterschiedlich. Es gibt spannende Motive in bedauerlicher Qualität aber auch wunderschöne Fotos von der IGA (über 500 Dias) – allerdings oft Blumen, Blumen …. Der eigentliche Wert der Fotos besteht jedoch in der offensichtlichen Authentizität und „Ehrlichkeit“ ihrer Entstehung. Es sind nicht im politischen Auftrag entstandene Bildreportagen, die uns heute gefangen nehmen, faszinieren oder auch provozieren würden. Es ist der ganz private Blick der Erfurter auf ihre Stadt.
Aus den erschlossenen Quellen wurden für die Zeit bis 1969 die spannendsten Motive ausgewählt. Leider gab nur in wenigen Fällen die Beschriftung auf den alten Diarahmen Auskunft über Motiv und Zeitpunkt der Aufnahme.
Frühe Farbdias von Erfurt sind selten, aus den 30iger und 40iger Jahren sind bisher nur wenige Motive bekannt. Auch die zeitliche Einordnung ist in Erfurt oft nicht einfach. Weite Teile der Altstadt hatten den Krieg relativ unbeschadet überstanden, Schäden an Dächern usw. waren schon Anfang der 50er Jahre meist behoben.
Weitere Hinweise geben die im sozialistischen Erfurt reich vertretenen Transparente zum 1. Mai, 7. Oktober (Republikgeburtstag) und anderen „gesellschaftlichen Ereignissen“. Die zahlreichen Fotos noch vorhandener oder auch nicht mehr vorhandener Gebäude, Abrisse und Neubauten lassen ebenfalls eine zeitliche Einordnung zu.
Bei der Betrachtung kommt oft auch Wehmut auf, denn es gibt vieles Schöne zu entdecken, das zwar den Krieg, aber nicht den Sozialismus überlebt hat. Um 1960 sahen die Perspektivplanungen nur geringe Teile der Erfurter Altstadt (Markt- und Allerheiligenstraße, Fischmarkt, Domplatz, Westseite der Michaelisstraße und ein Drittel der Angerbebauung) als erhaltenswert an. Erst in den späten 1960er Jahren stellte sich ein etwas neues Bewusstsein für den Wert alter Stadtensembles ein. In den 1970er Jahren kam es dann nicht nur in Erfurt, sondern europaweit zu einer regelrechten Wiederentdeckung der Altstädte und es entstanden große Fußgängerzonen. Diese Entwicklung in Verbindung mit der zunehmenden sozialistischen Mangelwirtschaft wäre allerdings schon ein neues Thema.

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