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Stadtmuseum Bad Cannstatt


Marktstr. 71/1
70372 Stuttgart
Tel.: 0711 56 47 88
Homepage

Öffnungszeiten:

Mi 14.00-16.00 Uhr
Sa 10.00-13.00 Uhr
So 10.00-18.00 Uhr

Der Erste Weltkrieg und Cannstatt – eine Spurensuche

16.07.2014 - 26.04.2015

Die Postkarte zeigt französische Kriegsgefangene im Spätsommer 1914, die durch die Cannstatter Marktstraße zum Gefangenenlager in der Dragonerkaserne (heute Römerkastell) eskortiert werden. Viele Schaulustige, v.a. Kinder begleiten das Ereignis.
Diese am 28.9 1914 in Cannstatt abgestempelte »Feldpostkarte« bildet den Auftakt zu der Ausstellung über »Cannstatt im Ersten Weltkrieg«, die ab dem 16. Juli anlässlich des Weltkriegsgedenkjahres 2014 im Stadtmuseum Bad Cannstatt gezeigt wird. Die Ausstellung begibt sich auf lokale Spurensuche und zeigt einzelne Aspekte der Kriegsauswirkungen, u.a. anhand von Ereignissen, Objekten und Schicksalen Cannstatter Personen. Ein weiteres Thema sind die Zeugnisse der Erinnerungskultur wie Soldatengräber und Kriegerdenkmäler, die heute noch in Cannstatt zu finden sind.
Cannstatter Schicksale
Am 28. Juni 1914 wurde der österreichisch-ungarische Thronfolger zusammen mit seiner Frau in Sarajewo ermordet – unmittelbarer Anlass für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen Monat später, am 1. August, zugleich Tag der allgemeinen Mobilmachung im Deutschen Kaiserreich, die auch viele junge Männer aus Cannstatter Familien betaf. Zu ihnen zählte Gottlieb Daimler aus der Taubenheimstraße, der 1916 vor Ypern fiel, Maschinenbaustudent und jüngster Sohn seines berühmten Vaters.
Leben im Krieg
Auch in Cannstatt zeigten sich die unmittelbaren Folgen des Krieges in vielen Bereichen. Bereits im August trafen erste Todesnachrichten von den Fronten ein und französische Kriegsgefangene wurden in der Dragonerkaserne untergebacht. Im Kursaal und in der Firma Haueisen wurden Lazarette eingerichtet. Die Versorgungslage wurde mit zunehmender Kriegsdauer immer schwieriger, der Alltag immer mehr vom Krieg bestimmt. Die Cannstatter Vereine schickten »Liebesgaben« ins Feld, führten Sonderkonzerte durch, machten Aufführungen vor verwundeten Soldaten.
Zur finanziellen Unterstützung des Städtischen Hilfsvereins und des Roten Kreuzes wurde in Cannstatt, wie in vielen deutschen Städten ein »Nagelbild« aufgestellt, dessen Nägel gegen Spenden verkauft wurden und das sich erhalten hat. Zahlreiche Firmen, Vereine und Familien zeichneten mehrfach Kriegsanleihen zur Finanzierung des Krieges, Der Erste Weltkrieg als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts mit seinen Materialschlachten und hohen Todesraten war ein »totaler Krieg«, der wie nie zuvor alle Bereiche des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens erfasste. Die Mobilisierung der »Heimatfront« auch durch die Macht der Bilder bis hin zum Kriegskitsch war allgegenwärtig.

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