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Roentgen-Museum Neuwied (Kreismuseum Neuwied)


Raiffeisenplatz 1a
56564 Neuwied
Tel.: 02631 803 379
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 10-13 u. 14-17
So 14.00-16.00 Uhr

MöbelDesign - Roentgen, Thonet und die Moderne

22.05.2011 - 04.09.2011
Im Jahr 2011 jährt sich zum 300. Mal der Geburtstag eines der bedeutendsten deutschen Möbelkünstler seiner Zeit, Abraham Roentgen (1711-1793). Am 30. Januar 1711 wird er als Sohn des Schreiners Gottfried Roentgen in (Köln-)Mülheim geboren. Die von ihm gegründete, seit 1750 in Neuwied ansässige Manufaktur entwickelt sich vor allem unter seinem Sohn David zur erfolgreichsten und innovativsten Möbelmanufaktur Europas in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Abraham Roentgen verwendet edelste Materialien und kostbare, kunstvolle Marketerien (Einlegearbeiten) und stattet seine Möbel mit raffinierten Mechaniken aus, welche zu begehrten und teuer bezahlten Luxuswaren werden. Zu seinen bedeutendsten Kunden zählt der Trierer Erzbischof und Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff sowie Fürst Friedrich Alexander zu Wied-Neuwied. Sohn David Roentgen liefert seine Möbel an die europäischen Fürstenhöfe zwischen Paris und St. Petersburg. Nur wenige Kilometer von Neuwied entfernt gründet Michael Thonet (1796-1871) in Boppard 1819 im Alter von nur 23 Jahren seine erste Schreinerwerkstatt. Er erfindet ein neues und innovatives Verfahren - die Schichtholzverleimung -, das es ihm erlaubt, seine Möbel in größerer Stückzahl und damit kostengünstiger als die Konkurrenz anbieten zu können. Finanzielle Schwierigkeiten und eine angebliche Empfehlung des österreichischen Staatskanzlers Clemens Fürst Metternich veranlassen ihn, 1842 nach Wien zu gehen. Zu seinen Kunden gehört dort anfangs der österreichische Hochadel, für den er Luxusmöbel und Parkettböden herstellt. Daneben arbeitet er konsequent weiter an der Verbesserung seiner innovativen Herstellungstechnik und ist schließlich in der Lage, Holz massiv zu biegen. 1856 beginnt die massenhafte Produktion aller Arten von Möbeln in zahlreichen Fabriken; 1859 entsteht der berühmte Kaffehausstuhl, die Nr.14. In den 1920er Jahren macht das Stahlrohr dem Bugholzmöbel Konkurrenz. Architekten wie Marcel Breuer, Le Corbusier oder Mies van der Rohe entwerfen kühne Möbel für eine neue Gesellschaft. In Skandinavien greift Alvar Aalto in den 1930er Jahren auf ein Verfahren Michael Thonets zurück und kombiniert aus Schichtholz verleimte Teile mit solchen aus Sperrholz. Die gleichen Techniken nutzen Ray/Charles Eames in den USA in den 1940er Jahren. Arne Jakobsen entwirft und baut in den 1950er Jahren Stühle mit Sitzschalen aus Sperrholz und Beinen aus Rundstahl. Die 1960er Jahre gehören dem Kunststoff: Werner Panton baut den ersten Freischwinger aus diesem Material. All diese Möbel gehören heute zu den "modernen Klassikern" und konkurrieren mit aktuellem Design. Stadt und Landkreis Neuwied erinnern im Jahre 2011 mit einer im Roentgen-Museum und in der Städtischen Galerie Mennonitenkirche präsentierten Ausstellung an den 300. Geburtstag Abraham Roentgens. Rund 100 Leihgaben aus bedeutenden Museen und Privatsammlungen werden die Entwicklung der Möbelkunst und des Möbeldesigns vom 18. Jahrhundert bis in die Moderne nachzeichnen. So zeigt die Ausstellung im Roentgen-Museum eine stattliche Reihe von zum Teil bisher noch nicht präsentierten Möbeln der Neuwieder Manufaktur, vor allem von Abraham Roentgen, sowie die frühen Thonet-Möbel aus der Bopparder und Wiener Zeit. Im zweiten Teil der Ausstellung wird in der Städtischen Galerie Mennonitenkirche an dem Beispiel von Sitzmöbeln eine Übersicht der Möglichkeiten des Biegens von Holz über Stahlrohr bis hin zu dem Verformen von Sperrholz und Kunststoff präsentiert. Die Schönheit der besten dort vorgestellten Entwürfe liegt zweifelsohne in ihrer strukturellen Klarheit und Einfachheit einer nicht anders denk- und vorstellbaren Form, die sich unmittelbar aus dem industriellen Fertigungsprozess ergibt und ihn nicht leugnet. Im Rahmen der Ausstellung wird an verschiedenen Orten in der Stadt Neuwied zeitgenössisches und aktuelles Design von Studierenden verschiedener deutscher Fachhochschulen und Hochschulen präsentiert werden.

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