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Oberschlesisches Landesmuseum


Bahnhofstraße 71
40883 Ratingen
Tel.: 02102 965-0
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-17.00 Uhr

Heimat-Front - Oberschlesien und der Erste Weltkrieg

10.05.2015 - 08.11.2015

Im Sommer 1914 ergingen in Europa die Mobilmachungsbefehle. Die Soldaten wurden in der Hoffnung verabschiedet, sie würden Weihnachten wieder zu Hause sein. Die Euphorie war keineswegs einhellig, doch anfänglich weitverbreitet. Auch der deutsche Glaube an einen schnellen Sieg erwies sich als Trugschluss.
Im Jahr 1915 traten die Dimensionen eines Weltkrieges dann vollends zu Tage. Die Front im Westen erstarrte. Material- und Abnutzungsschlachten ungekannten Ausmaßes entbrannten. Beim belgischen Ypern setzten im April 1915 deutsche Truppen erstmals gezielt Giftgas ein. Im Osten entwickelten sich heute weitgehend vergessene großräumige Militäroperationen. Bei den Schlachten um Ostpreußen und Galizien gerieten hundertausende Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Im Mai und Oktober 1915 traten Italien und Bulgarien in den Krieg ein.
Lebensmittelerzeugung und Industrieproduktion wurden ganz den Erfordernissen der Kriegswirtschaft unterworfen. Hierbei kam es zu zentralistischen Regulierungen. Die beiden Kriegsanleihen vom März und September 1915 etablierten einen Finanzierungsmodus, der bis zur Niederlage 1918 im ökonomisch zermürbenden Kampf zur Massenverarmung führte.
In Oberschlesien betrafen die Auswirkungen des Krieges alle Lebensbereiche. Durch die Grenzlage zu Russisch-Polen schien es ab 1914 akut bedroht. Die jungen Männer aus Oberschlesien kämpften als Soldaten an allen Fronten. Dort erlebten sie die Schrecken des modernen industriellen Krieges. In der Heimat verfolgte man ihr Schicksal mit Angst und Sorge. Das Leben dort wurde durch die immer schlechtere Versorgungslage und die Trauer um die Gefallenen belastet.
Zwei oberschlesische Gedenkorte stehen für besondere Aspekte der Kriegsrealität: Auf dem Gelände des in der Nähe von Oppeln gelegenen Truppenübungsplatzes Lamsdorf wurde ein Gefangenenlager errichtet. Im Verlaufe des Ersten Weltkrieges gab es dort insgesamt etwa 90.000 Kriegsgefangene v.a. aus Russland, Rumänien, Italien und Serbien. Am 9. Mai 1915 verlegte das kaiserliche „Große Hauptquartier“ seinen Sitz nach Pless (heute Pszczyna). Der Kaiser zog im Schloss ein. Ganz in der Nähe befand sich das österreichisch-ungarische Hauptquartier in Teschen (heute Cieszyn).
Hundert Jahre nach den Entwicklungen des Kriegsjahres 1915 zeigt „Heimat.Front – Oberschlesien und der Erste Weltkrieg“ anschaulich unterschiedliche Facetten der Kriegszeit. Eingangs wird ein Panorama der multiethnischen preußisch-deutschen Gesellschaft in Oberschlesien um 1910 präsentiert. Die Besucher erhalten einen Überblick über die wichtigsten politischen Entwicklungen bis zum Kriegsausbruch. Ausgewählte Exponate machen die schreckliche Realität des Krieges und die bedrückende Not der Heimatfront deutlich. Am Beispiel des Hauptquartiers wird der Zusammenhang von Krieg und Propaganda ersichtlich. Auf diese Weise werden die Perspektiven unterschiedlicher Akteure eingenommen und ihre Erlebnisse und Erfahrungen nachgezeichnet.

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