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Museum für Lackkunst


Windthorststr. 26
48143 Münster
Tel.: 0251 41851 22
Homepage

Öffnungszeiten:

Mi-So 12.00-18.00 Uhr
Di 12.00-20.00 Uhr

Brückenschlag von Ost nach West - Japanischer Exportlack aus vier Jahrhunderten

10.04.2016 - 03.07.2016

Die Ausstellung „Brückenschlag von Ost nach West – Japanischer Exportlack aus vier Jahrhunderten“, die das Museum für Lackkunst ab dem 10. April 2016 zeigt, widmet sich Objekten, die in Japan eigens für den europäischen Markt hergestellt wurden. Sie weisen daher im Vergleich zu den Lackarbeiten für heimische Abnehmer eine ganz eigene Stilentwicklung mit charakteristischen Elementen in Formgebung und Dekoren auf und sind damit als ein Bindeglied zwischen der Kultur Ostasiens und Europas zu sehen. Die Formen und Funktionen der Objekte sind europäischen Bedürfnissen angepasst; in ihrer Gestaltung folgten sie Vorgaben der europäischen Auftraggeber.
Das Museum für Lackkunst besitzt einen beachtlichen Eigenbestand solcher Objekte, die aus dem späten 16. bis späten 19. Jahrhundert datieren. Dieser Bestand wird in der Ausstellung erstmalig in seiner Gesamtheit präsentiert und im Katalog vollständig dokumentiert. Die eigenen Exponate werden um Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, so unter anderem aus der Hessischen Hausstiftung, dem Stadtmuseum Ulm und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, bereichert. Der Kuratorin war es ein besonderes Anliegen, in Ergänzung zu dem hauseigenen Sammlungsbestand vor allem weniger oder unbekannte Objekte auszuwählen und so das Bild von den Exportlacken zu erweitern. Insgesamt umfasst die Ausstellung 60 Exponate.
Durch die große Zeitspanne, die die Objekte aus der museumseigenen Sammlung abdecken, ergibt sich ein Überblick über drei Jahrhunderte, der in komprimierter Form die stilistische Entwicklung der Exportlacke vor Augen führt. In darauf spezialisierten Werkstätten in Kyoto und Nagasaki entstanden, bleiben die Künstler selbst in der Anonymität.
Auf die Frage nach einem Objekt von besonderer Bedeutung benennt die Direktorin des Museums, Dr. Monika Kopplin, einen Kabinettschrank aus der eigenen Sammlung. „Das Stück kann um 1630 datiert werden und ist ein seltenes, qualitätvolles Beispiel im Übergangsstil zwischen den sogenannten Namban-Lacken und den späteren Exportlacken des 17. Jahrhunderts.“
Besonders reizvoll, so fährt sie fort, seien zwei Objekte aus dem späten 19. Jahrhundert: kleine Teehäuschen, die geöffnet werden können und in denen sich ursprünglich Miniatur-Teegeschirr befand. Eines stammt aus einer Privatsammlung; das andere ebenfalls aus eigenem Bestand.
„Ich freue mich außerordentlich darüber, dass mit dieser Ausstellung ein weiterer Teilbestand unserer Sammlung vollständig ausgestellt und in einem wissenschaftlichen Katalog dokumentiert wird“, so die Expertin für Lackkunst.
Unter den Exponaten gibt es auch eines, das ihr ganz besonders am Herzen liegt. Es ist, so erläutert Kopplin, ein Objekt, das sie erst vor kurzem für die Sammlung des Museums erwerben konnte. Es handelt sich dabei um das Fragment, d.h. um ein Teilstück eines japanischen Lackkabinetts – in diesem Fall die Oberseite. Zweifellos repräsentierte es ein Objekt der qualitativ höchsten Kategorie. In Frankreich war es im 18. Jahrhundert verbreitete Praxis, japanische Lackmöbel zu einzelnen Paneelen zu zerschneiden und diese auf französische Lackmöbel aufzubringen oder, wie man im Fachjargon sagt, „aufzufurnieren“. Die Schnittstellen wurden dabei mit kostbaren Bronzen verkleidet. „Unser Lackpaneel war zweifelsfrei für einen solchen Zweck vorgesehen, blieb jedoch von diesem Procedere verschont. Nicht weniger begeistert mich jedoch seine Darstellung: chinesische Kinder, die in einer Lese- und Schreibstunde erfasst sind und deren Darstellung sich durch große Lebendigkeit auszeichnet“, beschreibt Kopplin das erlesene Stück.

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