10.10.2008 - 11.01.2009
Die Ästhetik der Moderne wurde maßgeblich von den Idealen und der künstlerischen Sprache des Konstruktivismus beeinflusst, dessen Anfänge in Russland und den Niederlanden lagen, doch wurde während der 20er Jahre Deutschland immer mehr zum wichtigsten Schauplatz dieser internationalen Entwicklung. Der föderalen Struktur des Landes entsprechend wurde der Diskurs der Moderne hier nicht von einer Institution allein geführt, sondern es entwickelten sich mehrere Zentren, in denen konstruktivistische Künstler und Gestalter aus verschiedenen Ländern gemeinsam am ästhetischen Projekt der Moderne arbeiteten.
Die Ingolstädter Ausstellung wird zum einen erstmals die enge Verbindung des Konstruktivismus mit der angewandten Gestaltung in Produktdesign, Grafikdesign und Architektur der 20er Jahre sowie deren gegenseitige Einflüsse aufzeigen. Zum anderen soll die Rolle Deutschlands in diesem Prozess verdeutlicht werden. Hierzu werden die Entwicklung der unterschiedlichen Zentren mit ihren jeweiligen Leistungen für die Moderne aber auch ihr Dialog untereinander vorgestellt. Es ist ein Ziel der Ausstellung, den gesamtgesellschaftlichen Anspruch der ästhetischen Konzepte des Konstruktivismus darzustellen, der sich als künstlerische Manifestation des Maschinenzeitalters verstand. Er zielte darauf, die Alltagswirklichkeit des Menschen mithilfe einer neuen Sprache zu prägen und an einer gerechteren Welt gestalterisch mitzuarbeiten. Dabei wurde die bildende Kunst als konzentrierteste Emanation einer alle Bereiche des Lebens umfassenden neuen Ästhetik aufgefasst. Sie konnte so zum Vorbild und Impulsgeber der angewandten Gestaltung werden.
In Ingolstadt werden Arbeiten wichtiger konstruktivistischer Künstler der Zeit (u.a. Theo van Doesburg, El Lissitzky, Wassily Kandinsky, Kurt Schwitters, Willi Baumeister, Walter Dexel, Erich Buchholz) wegweisenden Werken aus dem Bereich der angewandten Kunst gegenübergestellt. Beispiele aus Produktdesign (u.a. Frankfurter Küche, Lattenstuhl TI1a und der "Wassily"-Sessel B3 von Marcel Breuer), Typographie (u.a. Plakate von Jan Tschichold und Willi Baumeister) und Architektur (u.a. Entwürfe und Modelle der Weißenhofsiedlung und des Bauhauses Dessau) werden so im Kontext der konstruktivistischen Kunst präsentiert.