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Doppelleben: Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland

10.09.2010 - 24.10.2010

Mit „Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland“ zeigt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung das vielfältige kulturelle Leben nach 1945. Unübersehbar sind die Ungleichzeitigkeiten und zuweilen unversöhnlichen Gegensätze in dieser Zeit: die Vielstimmigkeit und Buntheit des kulturellen Aufbruchs stehen neben der fast bruchlosen Kontinuität der Zeit des Nationalsozialismus, in der schamlos eine ‚Innere Emigration’ geltend gemacht wurde. Literaturfunktionäre wie Kasimir Edschmid oder Frank Thiess, die in den ersten Jahren nach 1945 die Diskussion bestimmten, stehen für diese Kontinuität. Schaut man sich die damalige Szenerie in Deutschland genauer an, so wird kenntlich, dass es kaum jemanden gab, der an demokratische Traditionen anknüpfte. Der Hass, der einer Symbolfigur wie Thomas Mann entgegenschlug, ist ebenso symptomatisch wie die Tragik Alfred Döblins nach seiner Rückkehr Ende 1945. Auf der anderen Seite vollzieht sich der kometenhafte Wiederaufstieg von Gottfried Benn, der durch seine radikale und elitäre Ästhetik vielfältige Identifikationsmöglichkeiten bot.

Text-, Ton- und Filmdokumente bieten eine detaillierte Darstellung der Nachkriegsjahre. Sie verdeutlichen, unter welch schwierigen Bedingungen ein Neuanfang versucht wurde. Schwierig waren nicht nur die materiellen Umstände, die Not und die Zerstörungen des Krieges. Auf der Zeit lastete auch die vielfach unbewältigte und oft rasch verdrängte Erinnerung an die Jahre der Diktatur.


Ein besonderer Focus der Ausstellung liegt auf dem Darmstädter Kulturleben. Heute noch beeindruckt der Mut, der wohl dazugehört haben musste, in einer Zeit, in der es kaum genug Kartoffeln gab, die bald legendären Internationalen Ferienkurse für Neue Musik zu begründen. Genauso beeindruckt aber auch der Hunger der Menschen nach Kultur und Bildung, auf den die abenteuerlichen Anfänge des Theaters ebenso antworteten wie das Programm der Volkshochschule oder des Amerikahauses. Die wegweisenden Darmstädter Gespräche oder die Anknüpfung an die 1933 abgebrochene Tradition des Georg-Büchner-Preises durch die Stadt sind gleichfalls erstaunliche Phänomene in dieser Zeit.

Erstmals werden auch Dokumente der Gründungsgeschichte der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung veröffentlicht. Ihre Frühgeschichte zeigt wie in einem Brennspiegel den Geist der ‚Inneren Emigration’, des Kalten Krieges und der Bundesrepublik unter Konrad Adenauer.

Im Oktober 1950 versammelte sich die Akademie zum ersten Mal in Darmstadt zu ihrer Herbsttagung. Mit dieser Tagung wurde die Absprache mit der Stadt besiegelt, dass die 1949 in der Frankfurter Paulskirche begründete Akademie künftig in Darmstadt ihren Sitz haben und im Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe residieren solle.

Genau 60 Jahre später wird nun im Ernst-Ludwig-Haus, dem heutigen Museum Künstlerkolonie, die Ausstellung "Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland" gezeigt.

Im Großen Haus Glückert, das sich in unmittelbarer Nähe zum Museum Künstlerkolonie befindet und heutiger Sitz der Akademie ist, wird der Teil der Ausstellung zu sehen sein, der die Anfangsjahre der Akademie dokumentiert.

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