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Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Oldenburg im Oldenburger Schloss


Schlossplatz 1
26122 Oldenburg
Tel.: 0441 220 7300
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Herlinde Koelbl - Eine Werkschau - Fotografien 1976-2009

18.03.2010 - 13.07.2010
Herlinde Koelbl ist in Oldenburg keine Unbekannte. Im August 1997 präsentierte der "Kulturspeicher Oldenburg" ihre "Starken Frauen" im Dachgeschoss des Oldenburger Schlosses. Die Präsentation löste zum Teil heftige Diskussionen aus, gleichwohl endete die Ausstellung außerordentlich erfolgreich. Der "Kulturspeicher Oldenburg" und das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg würdigen Herlinde Koelbl jetzt in einer Werkschau, die die Jahre 1976 bis 2009 umfasst und auf ihrer ersten Station im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen war. Über 350 Fotografien aus drei Jahrzehnten sind in dieser Ausstellung versammelt, darunter die "Jüdischen Porträts" und die "Spuren der Macht". Koelbl war Autodidaktin, fing relativ spät mit dem Fotografieren an, 1976, mit 37 Jahren, eine Modedesignerin, eine Mutter von vier Kindern. Sie suchte sich ihren eigenen Weg mit Mut und einer ungeheuren Vitalität und Energie und realisierte ihre Projekte auf eigenes Risiko. Sie machte Bilder für den Stern und Die Zeit und The New York Times. Wichtiger waren ihr aber immer die eigenen Projekte; ihre "Feldforschungen" mit dem Fotoapparat. So entstanden die Bilderserien in deutschen Wohnzimmern und Schlafzimmern, am Sterbebett und im körperlichen Intimbereich. Die Ausstellung erzählt davon, wie Herlinde Koelbl durch ihren außergewöhnlichen "mein Blick" und ihre produktive Neugier zu einer der wichtigsten Fotokünstlerinnen Deutschlands wurde. Die Schau ist in einzelne Themenblöcke gegliedert, die alle Facetten ihres Werkes berücksichtigt. Es wird vor Augen geführt, wie Herlinde Koelbl arbeitet und welchen Prinzipien sie sich verpflichtet fühlt. Ihr Credo: "Die Freiheit des Denkens, die Freiheit für meine Arbeit war, ist mir ganz entscheidend wichtig. Bei meiner Arbeit selbst dazu zu lernen, meinen Horizont zu erweitern und darüber hinaus mit jedem Thema sozusagen ein geistiges Abenteuer zu beginnen – mit offenem Ende". Die Belichtung beginnt bei Koelbl lange vor der Aufnahme, wenn sie sich, lesend, reisend und im Gespräch auf ihre Projekte vorbereitet. 1989 war für sie das Schlüsselerlebnis, die "Jüdischen Porträts" – Erfahrungen mit Überlebenden des Holocaust: George Tabori, Marcel Reich-Ranicki und Karl Popper. Herlinde Koelbl arbeitet mit Konzepten, das heißt, sie hat die Bilder im Kopf, die sie schaffen will. Ihre Projekte sind gekennzeichnet von einer eigenwilligen und unverwechselbaren künstlerischen Handschrift. Ihr Stil zeichnet sich durch klare Schnörkellosigkeit aus; etwaige manieristische Attitüden sucht man vergebens. Die Eindringlichkeit der fotografischen Sprache fasziniert. Die Ausstellung lädt zu einer anregenden Reise mit einer Lichtbildnerin ein, die über all die Jahre ihrem Motto treu geblieben ist: "Ich interessiere mich für Menschen. Aber es muss weitergehen als unter die Oberfläche. Das ist das ganze Geheimnis." Herlinde Koelbl übernahm Gastprofessuren in Hamburg, Wien, New York und Sydney. Sie erhielt renommierte Preise und Auszeichnungen, darunter den Dr. Erich-Salomon-Preis im Jahre 2001, die Goldene Kamera 2007. Ihre Werke wurden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, 1991 im Spertus Museum in Chicago, 2000 im Haus der Kunst in München und 2008 in der Kunsthal Rotterdam und im Shanghai Art Museum. Jürgen Steinfeld, Kulturspeicher Oldenburg

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