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Kulturhistorisches Museum


Otto-von-Guericke-Straße 68-73
39104 Magdeburg
Tel.: 0391 5 40 35 01
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

UNERWÜNSCHT – VERFOLGT – ERMORDET - Ausgrenzung und Terror in Magdeburg während der nationalsozialistischen Diktatur 1933 - 1945

08.04.2008 - 29.03.2009
Die Ausstellung widmet sich mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus einem vielerorts „vergessenen“, in der lokalhistorischen Forschung lange verdrängten oder vernachlässigten Kapitel deutscher Geschichte. Sie richtet die Aufmerksamkeit auf jene, die in Magdeburg während der nationalsozialistischen Diktatur 1933 bis 1945 als „Andersdenkende“, „Andersartige“ oder als „Gemeinschaftsfremde“ unerwünscht waren, die aus der Gesellschaft ausgestoßen, gedemütigt, ihrer Menschenwürde beraubt oder politisch verfolgt, die in „Gewahrsam“ genommen, zur Sklavenarbeit gezwungen wurden und in einem der zahllosen Konzentrationslager umgebracht worden sind. Magdeburg galt bis 1933 als Hochburg der SPD. Dennoch feierten Hitlers Anhänger wie in vielen anderen deutschen Städten die Machtergreifung mit einem gespenstischen Fackelumzug. Die starke sozialdemokratische Tradition verhinderte auch nicht die SA-Aktion im März 1933 zur „symbolischen Übernahme“ des Rathauses mit der gewaltsamen Amtsenthebung des Oberbürgermeisters Ernst Reuter. In den Jahren der kriegsvorbereitenden Rüstung profitierte die Kommune vom enormen industriellen Wachstum, die Zustimmung ihrer Bürger zum NS-System wuchs. Als während des Krieges in der Nachbarschaft der Wohnsiedlungen Außenlager des KZ-Systems errichtet wurden und deren Häftlinge bald zum Alltag gehörten, schien die Veränderung den wenigsten aufzufallen. Das plötzliche Verschwinden jüdischer Nachbarn oder die nächtliche Polizeiaktion zur Auflösung des Zigeunerlagers am Holzweg im März 1943 und die Deportation der Männer, Frauen und Kinder nach Auschwitz nahm die Mehrheit bestenfalls gleichgültig hin. Im Mittelpunkt der Dokumentation über die Verfolgung stehen neben den Juden, den Sinti und Roma, den Zeugen Jehovas, den Mitgliedern der SPD und der KPD sowie den Gewerkschaften auch evangelische und katholische Geistliche, die kritische Distanz zum Nationalsozialismus hielten, Behinderte und Kranke, die Opfer von Zwangssterilisation und „Euthanasie“ wurden, Homosexuelle, Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge, die der „Vernichtung durch Arbeit“ ausgesetzt waren. Die Ausstellung und das Begleitbuch berücksichtigen neueste Forschungen, unter anderem auch zur Rolle der Gestapo und der NS-Justiz oder von Teilen der NS-Stadtverwaltung in Magdeburg. Dennoch können nicht alle Fragen geklärt werden, etwa die Frage nach dem Umgang mit Kriegsgefangenen, der Verfolgung der Wehrdienstverweigerer, von Künstlern, Schriftstellern usw., die der weiteren Aufklärung bedürfen, um eine Weise des Umgangs mit Geschichte zu finden, „die die elementare Solidarität mit den Generationen Unterdrückter und Geschlagener [...] aufrechterhält“ (Walter Benjamin).

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