Foto: Uwe Dettmar / Quelle: Deutsches Filminstitut
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Deutsches Filmmuseum

Foto: Uwe Dettmar / Quelle: Deutsches Filminstitut
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Schaumainkai 41
60596 Frankfurt/Main
Tel.: 069 961 220 220
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Öffnungszeiten:

Di, Do-So 10.00-18.00 Uhr
Mi 10.00-20.00 Uhr

Karl Valentin. Filmpionier und Medienhandwerker

11.07.2007 - 28.10.2007
Mit einer Sonderausstellung, Retrospektive und Publikation würdigen wir das facettenreiche Werk von Karl Valentin, dessen Geburtstag sich am 4. Juni zum 125. Mal jährte. Dabei widmet sich das Ausstellungsprojekt seinem filmischen und medienkünstlerischen Schaffen und geht über die "übliche" Darstellung als Komiker, Kabarettist und Münchner Original hinaus. Für die Ausstellung und den Katalog konnte auf den kompletten Nachlass Valentins zurückgegriffen werden, der sich im Theaterwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln befindet. Begleitend zur Ausstellung wird ein Veranstaltungsprogramm im Geiste Valentins zu sehen sein. Karl Valentin, der 1948 starb, hinterließ ein stattliches Werk. Sein Repertoire zählt über 400 Titel: Monologe, Dialoge, Soloszenen, Einakter und zwei abendfüllende Bühnenstücke. Über 30 Valentin-Filme sind erhalten, ein Dutzend Titel sind bis heute verschollen. Bereits 1912 richtete Valentin sich in München ein Studio ein. Neben seiner Filmarbeit unternahm er früh medienübergreifende Experimente. So inszenierte er Vorführungen zu Stummfilmen, die er mit Toneffekten auf der Bühne untermalte oder Bühnenauftritte für die er Filmprojektionen als Hintergrund verwendete oder Geräusche aus dem Off einspielte. Valentin inszenierte "gefakte"-Film-Wochenschauen, die mit erfundenen Meldungen das Publikum erheiterten, oder er bot Kino-Vorprogramme mit Dia-Werbung für lokale Firmen an - eine Vorstufe der heutigen Kinowerbung. „Mögen hätte ich schon wollen, aber dürfen habÂ’ ich mich nicht getraut." Derart quere Aussprüche Karl Valentins gehören längst zum allgemeinen Sprachgebrauch. Das Multitalent aus München, das seine hagere Gestalt zur Kunstfigur machte, ist auch jungen Leuten fast 60 Jahre nach seinem Tod noch ein Begriff. Berühmte Künstler wie Bertolt Brecht oder Kurt Tucholsky schätzten Karl Valentin schon zu seinen Lebzeiten als einzigartiges Phänomen, das sich in keine Schublade stecken lässt. Die Ausstellung zeigt Valentin als Künstler zwischen optischen und akustischen Medien, als Filmpionier an der Schwelle zur medientechnischen Moderne. Die Ausstellungsgestaltung orientiert sich dabei an der kreativen Umgebung Valentins: verschiedene Kulissen führen den Besucher durch seine Welt der Bühne und des Films. Präsentiert werden zahlreiche fotografische Aufnahmen seiner Bühnenstücke und Filme, Manuskripte und Typoskripte, Karikaturen, Plakate und Original-Requisiten. Das intermediale, „moderne Lichtspiel mit Film, Glaslichtbildern und Lautsprecher" FREMDENRUNDFAHRT von 1929 ist in der Ausstellung wieder zu sehen. In einem kleinen Kinobereich werden darüber hinaus einige seiner schönsten erhaltenen Stumm- und Tonfilme gezeigt. Nicht realisierte Kinoprojekte sind in Text und Bild präsent: Typoskripte und Zeichnungen zu einem langen Spielfilm nach seinem Bühnenstück Die Raubritter vor München sowie medienexperimentelle Ideen wie etwa das noch zu erfindende „Heimkino", eine Art Bildschallplatte als Vorläufer des Videoclips. Der Rundgang endet mit einem Bereich zu Valentins „Panoptikum“, einem Anti-Museum, in dem der Künstler ab 1934 Grusel- und Nonsensexponate, unter anderem einen „Hungerturm“ oder auch ein „Glas Berliner Luft“ zeigte.

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