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Kunsthalle Wien


Museumsplatz 1
1070 Wien
Tel.: 01 52189 33
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Öffnungszeiten:

tägl. 10.00-19.00 Uhr
Do 10.00-21.00 Uhr

Peter Friedl. Teatro

22.03.2019 - 09.06.2019

Peter Friedls facettenreiche Werke verstehen sich als exemplarische Vorschläge und Lösungen für ästhetische Probleme hinsichtlich unseres politischen und historischen Bewusstseins. Auf der Suche nach neuen narrativen Modellen erforschen sie die Konstruktion und die Grenzen von Repräsentation. Die Ausstellung Teatro in der Kunsthalle Wien konzentriert sich auf eine Reihe wiederkehrender Themen in Friedls Œuvre: Modell, Sprache, Geschichte, Übersetzung, Theatralik.
Herzstück der Ausstellung ist die im Rahmen der documenta 14 erstmals präsentierte Filminstallation Report (2016). Ausgehend von Kafkas Ein Bericht für eine Akademie, entfaltet Friedl eine ebenso komplexe wie kinematografisch opulente Reflexion über das Wechselspiel von Identität und Sprache, Anpassung und Autonomie. Werke wie The Dramatist (Black Hamlet, Crazy Henry, Giulia, Toussaint) (2013) und Teatro Popular (2016–2017) sind weitere Beispiele für Friedls Auseinandersetzung mit dem Topos Theatralität, den sie unter dem Begriff des Modells in den Blick nehmen. An historisch überlieferten Formen des Marionetten- und Puppentheaters orientiert, sind sie als Modellanordnungen für mögliche Gegen-Erzählungen zur Moderne lesbar. Dadurch stellen sie auch die Verbindung zu Friedls Projekt Rehousing (seit 2012) her, einer Serie von Architekturmodellen, die maßstabgetreu historische, teilweise bereits zerstörte oder auch unrealisiert gebliebene Architekturen nachbilden. Bei den ausgewählten Häusern handelt es sich um Lebenswelten, in denen sich auf ganz unterschiedliche Weise Geschichte, Politik, Biografien und Ideologien spiegeln; als „Fallstudien für die mentale Geografie einer anderen Moderne“ (Friedl).
Teatro versammelt aber auch ältere Arbeiten, etwa die auf der documenta X gezeigte Videoarbeit Dummy (1997) oder das Langzeitprojekt Theory of Justice (1992–2010), die sich auf unterschiedliche Weise der Problematisierung von Gerechtigkeitsfiktionen widmen. Sie geben nicht nur Aufschluss über thematische wie formale Kontinuitäten und Wendungen in Friedls Werk, sondern gewinnen im Blick auf gegenwärtige Verteilungs- und Anerkennungskämpfe auch eine neue, oftmals beklemmende Aktualität.

Peter Friedl (geb. 1960 in Österreich) ist ein in Berlin lebender Künstler. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt, u.a. im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid; Centre Pompidou, Paris; Walker Art Center, Minneapolis; Van Abbemuseum, Eindhoven und in der Hamburger Kunsthalle. Er nahm an der documenta X, 12 und 14 (1997, 2007 und 2017); der 48. und 56. Biennale von Venedig (1999 und 2015); der 3. Berliner Biennale für zeitgenössische Kunst (2004); Manifesta 7, Trento (2008); der 7. Gwangju Biennale (2008); der 28. Bienal de São Paulo (2008); La Triennale, Paris (2012); der Taipei Biennale (2012 und 2016); der 10. Shanghai Biennale (2014); der 5. Thessaloniki Biennale (2015) und der 1. Anren Biennale (2017) teil. Er nimmt an der Sharjah Biennale 14 (März – Juni 2019) teil. Ausgewählte Einzelausstellungen sind u.a. OUT OF THE SHADOWS, Witte de With, Rotterdam (2004); Work 1964–2006, Museu d‘Art Contemporani de Barcelona; Miami Art Central; Musée d‘Art Contemporain, Marseille (2006–07); Blow Job, Extra City Kunsthal, Antwerpen (2008); Working, Kunsthalle Basel (2008); Peter Friedl, Sala Rekalde, Bilbao (2010); The Dramatist, Artspace, Auckland (2014); The Diaries, Grazer Kunstverein, Graz (2016) und Teatro Popular, Lumiar Cité, Lissabon (2017).

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