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Schleswig-Holsteinisches Landestheater - Rendsburg


Hans-Heinrich-Beisenkötter-Platz 1
24768 Rendsburg
Tel.: 0 43 31 2 34 47
Homepage

Spielplan

Kurzbeschreibung

Um das Jahr 1890 herum verfolgten die Rendsburger Stadtkollegien den Gedanken an den Bau eines Theaters, das nun einmal zu einer aufstrebenden Stadt gehörte.
Bisher gastierten reisende Theatertruppen nach dem Abbruch des Paapschen Theaters in der Eisenstraße (173) im Saal der "Tonhalle".
Aus den ausgeschütteten Überschüssen der Spar- und Leihkasse sollte der Bau finanziert werden. Im März 1893 gab die Sparkassen-Administration die Finanzierungszusage. Von dem jährlichen Nettoüberschuss sollten ab 1893 jährlich 25 Prozent an die Stadt überwiesen werden, und zwar bis zur Gesamtsumme von 150 0000 Goldmark. Der Magistrat war in den nächsten Jahren damit beschäftigt, das erforderliche Kapital zusammen zu tragen. Eine Kommission informierte sich in Ystad (Schweden) über das dort im Bau befindliche Theater. Ein Plan des Architekten wurde sogar aufgekauft. Andere Städte mit Theatern ähnlicher Größenordnung wurden um Informationen gebeten. Dabei gelangten die Rendsburger zu der Einsicht, dass die Rendsburger nicht nur einen Theaterbau benötigten, sondern auch einen Saal für festliche Bälle, Tagungen und Ausstellungen. Deshalb wurde das Projekt ab 1898 nicht mehr Stadttheater, sondern Stadthalle genannt. Am 22. Juli 1898 beschloss man endgültig, die Stadthalle dort zu bauen, wo das Theater heute steht.
Da die veranschlagten Baukosten überschritten werden mussten, wurde der Bau verschoben, bis er endlich voll finanziert werden konnte. Nach den Entwürfen des Altonaer Architekten Albert Winkler begann der Bau. 43 Brunnenschächte wurden bis auf den festen Untergrund geführt und mit Beton gefüllt. Zwischen ihnen wurden die Grundmauern eingebettet. Die Grundsteinlegung fand im November 1900 statt, das Richtfest am 2. Juni 1901, und am 14. November 1901 wurde das Gebäude eingeweiht.
Mit seinem historisierenden Renaissancestil, vermischt mit Bauelementen der Gründerzeit, war das Gebäude ein schöner Blickfang im Zentrum der Stadt. Später wurde viel Zierrat entfernt, so dass der Bau sein heutiges klares, eher klassizistisches Aussehen erhielt.
Das Ziel, ein leistungsfähiges Städtebundtheater zu gründen, schlug fehl. Schleswig lehnte ab, Verhandlungen mit dem Hamburger Stadttheater waren gescheitert und Neumünster nahm lieber Vereinbarungen mit Lübeck wahr. So wurde der private Theaterunternehmer Leopold Friedrich Weiß für die Winterspielzeit 1901/02 und das folgende Jahr gebunden, bevor er nach Bad Landeck ging. Sein Nachfolger war Theaterdirektor Hans Polte. Er führte "Lohengrin", "Tannhäuser", den "Fliegenden Holländer", "Don Giovanni" und die "Zauberflöte" auf, wobei das Musikkorps des Infanterieregiments "Herzog von Holstein" als Opernorchester fungierte. Selbst zeitgenössische Werke nahm er auf den Spielplan, so gab es u. a. Gerhart Hauptmanns "Biberpelz" (1904) sowie Maxim Gorkis "Nachtasyl" (1904) und Sudermanns "Ehre" (1904).
Schon im Jahr 1900 hatte es auf Grund eines Erlasses des Regierungspräsidenten Bestrebungen zu einem Städtebundtheater Schleswig-Rendsburg-Husum gegeben. Der Plan zerschlug an der Weigerung Schleswigs. Erst nach 40 Jahren ist aus dem Plan Wirklichkeit geworden. Hermann Wagner und Paul Jaenicke hatte sich zusammengeschlossen und im St. Pauli-Theater, das um diese Zeit noch keine eigenen Vorstellungen gab, zu spielen begonnen.
Sie waren nun von Hamburg aus auf der Suche nach neuen Spielmöglichkeiten. Über Neumünster kamen sie nach Rendsburg, wo das Theater beschlagnahmt war und von einem englischen Betreuungsoffizier verwaltet wurde. Unter dem Namen Städtebundtheater gaben die beiden im Dezember 1945 ihre erste Vorstellung. Nachdem die Engländer sich aus dem Haus zurückgezogen hatten, kam ein Vertrag mit der Stadt Rendsburg zustande. Aus dem Privatunternehmen wurde eine GmbH. Neumünster, der Kreis Rendsburg, die Stadt Rendsburg und Paul Jaenicke steuerten jeweils 20 000 Mark bei. Der Erfolg war außerordentlich - bis der Währungsschnitt dem Ganzen ein Ende setzte. So wurde dieses "Städtebundtheater" 1949 wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgelöst. Noch im selben Jahr entstand die "Schleswig-Holsteinische Landesbühne", wieder unter der Verantwortung Rendsburgs. Neumünster und der Kreis Rendsburg waren weitere Gesellschafter. Die Landesbühne arbeitete 25 Jahre unter den Intendanten Wulf Leisner, Joachim v. Groeling, Deppisch und Thoenies. In jener Zeit wurde der Theatersaal in den 50er Jahren umgebaut. Es wurden steigende Sitze eingebaut, so dass eine Mehrzwecknutzung nicht mehr möglich war.

Dann erreichten die zu zahlenden Subventionen eine Höhe, welche die Stadt nicht mehr tragen konnte. Am 3. Juni 1974 wurde daraufhin der Vertrag geschlossen, der den Grundstein für die heutige "Schleswig-Holsteinische Landestheater und Sinfonieorchester GmbH" legte, verbunden mit einem Sinfonieorchester. Gesellschafter waren insgesamt 20 Städte und Kreise. Standorte waren und sind es noch immer Flensburg, Schleswig und Rendsburg. Das Musiktheater einschließlich des Orchesters hat seinen Sitz in Flensburg, das Schauspiel wurde Schleswig und Rendsburg zugeteilt, die Verwaltungszentrale befindet sich in Schleswig.

In den Jahren 1984/85 wurden der Theatersaal mit Foyer und Garderoben nach den Planungen des Bauamtes der Stadt Rendsburg umgestaltet und von 1998 bis 2000 wurde u. a. die gesamte Technik im Bühnenhaus erneuert. Ende der 70er Jahre wurde in der ehemaligen Theaterwerkstatt eine Studiobühne eingerichtet - die "Kammerspiele".

Heute ist das Schleswig-Holsteinische Landestheater und Sinfonieorchester ein modernes Unternehmen mit 323 Beschäftigten und über 600 Vorstellungen pro Spielzeit. Betrieben wird es in der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, an der Spitze mit dem Generalintendanten und alleinigem Geschäftsführer Michael Grosse, der im Jahr 2000 die Nachfolge von Dr. Horst Mesalla antrat.

Verwendete Literatur: Edward Hoop, "Geschichte der Stadt Rendsburg", Rendsburg 1989 und Band 2, 1989-1999; Heimatkundliches Jahrbuch 1963 für den Kreis Rendsburg, herausgegeben vom Kreisverein für das Museum in Rendsburg.

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