© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Osthaus-Museum


Museumsplatz 1
58095 Hagen
Tel.: 02331 2073138
Homepage

Öffnungszeiten:

Di,Mi,Fr 10.00-17.00 Uhr
Do 13.00-20.00 Uhr
Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Dietmar Gross: Insightout

16.11.2014 - 11.01.2015

Die am Realismus geschulte, altmeisterliche Malweise lässt den Betrachter fast glauben, was er sieht – doch mit seinen verfremdenden Eingriffen in die gewohnten Erscheinungsformen von Menschen, Tierwesen, und mythischen Gestalten greift der Maler Dietmar Gross weit über eine Naturnachahmung hinaus.
Der 1957 in Bexbach/Saar geborene Dietmar Gross ist ein virtuoser Maler, der über eine herausragende Technik verfügt. Das Osthaus Museum zeigt in einer Einzelausstellung ca. siebzig Werke dieses außerordentlichen Künstlers. Sein Schaffen ist im Figürlichen angesiedelt und setzt bewusst Irritationseffekte ein. Dietmar Gross bevorzugt in seiner Malerei das Selbstporträt, Gruppenbilder, Stillleben und Landschaftsdarstellungen. Alle Werke zeichnen sich durch eine besondere Erzählung aus. Oft erlebt der Betrachter Dinge, die er nicht erwartet, wenn beispielsweise Körper mit überschüssigen Gliedmaßen dargestellt sind, oder Augen sich verdoppeln, mal nach oben, mal nach unten schauen.
Der menschliche Körper wird oft zum Ausdrucksträger seiner Werke – manipuliert, in Teilen vervielfacht, mit Artfremden kombiniert steht er wie ein Vexierbild für die Frage des Verhältnisses des Einzelnen zum ihm umgebenden Ganzen. Dietmar Gross richtet unseren Blick auf grundlegende Fragen des Menschseins, wie das Verhältnis von Außen und Innen bzw. die Wechselwirkungen von offen Sichtbarem und Verdecktem. Ein psychologisches Moment ist allen seinen Arbeiten inne, und kann den Betrachter anregen, die eigene Positionierung „zwischen Innen und Außen“ zu prüfen. Fünf Werkgruppen spiegeln bei Dietmar Gross die Ankerpunkte des Menschseins: Zerrissenheit, Über-Menschlichkeit, Misch-Wesen, Ecce Homo, Assimilationen.
Die ausgestellten Werke faszinieren durch eine Vielzahl von Details und erzählerischen Aspekten. So etwa bei einer Figur mit doppelten Kopf, deren ansonsten zwillingshaft wirkende Gesichtszügen unterschiedliche Mimiken darbieten, oder dem doppelbödigen Blick einer Hildegard von Bingen-Darstellung. Sobald Dietmar Gross mit lebenden Modellen arbeitet, ist es sein Anliegen, auch der Persönlichkeit des Modells im Bild Raum zu geben. Noch weitergehend war das mehrjährige Kooperationsprojekt mit dem chinesischen Künstler Yongbo Zhao, in dessen Rahmen ein Bild bis zu viermal zwischen den Künstlern hin- und hergesendet, und im Wechsel bemalt wurde.
Dabei entführen seine Szenen uns oft in vergangene Zeiten oder dissoziative Welten, wozu die altmeisterliche und handwerklich brillante Malweise entscheidend beiträgt. In seinen Inhalten aber ist Gross ganz heutig, etwa indem er bewusst keine Lesarten vorgibt. Vielmehr bereitet er verschiedenen Perspektiven und zeitlich aufeinanderfolgenden Bewegungen durch eine Darstellung in Gleichzeitigkeit künstlerisch eine Bühne, und öffnet damit auch den Blick für eigene Wahrnehmungsprozesse.

KULTURpur empfehlen