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Kunstverein Hannover


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So 11.00-19.00 Uhr

Ricarda Roggan

11.10.2014 - 04.01.2015

Die in Dresden geborene und in Leipzig lebende Künstlerin Ricarda Roggan (*1972) gehört zu den wichtigsten Fotografen einer jungen Künstlergeneration in Deutschland. Ihre fotografischen Werkserien kennzeichnet allesamt das Zusammenspiel von nüchterner Präzision und stiller Magie. Nichts ist in ihren Bildwelten dem Zufall überlassen, jede vermeintliche Beiläufigkeit ist sorgsam inszeniert.
Als Motive dienen der ausschließlich analog arbeitenden Fotografin Mobiliar und Innenräume wie Dachstühle oder Luftschächte, natürliche Erscheinungen wie Wolken, Wälder oder Gesteinsformationen sowie ausrangierte technische Artefakte, beispielsweise in Form alter Spielautomaten oder demolierter Autos. Diese überführt Roggan mittels subtiler Inszenierung und präzise gesetztem Bildausschnitt in fotografische Bilder, die sich jeder konkreten Lokalisierbarkeit entziehen. Dabei gelingt es ihr, Konstellationen zu entwickeln, in denen die Dinge eine stille, wirkungsvolle Präsenz entfalten und in ihrer Eigentümlichkeit kenntlich werden. In Roggans Fotografien treten uns spärlich beleuchtete hölzerne Dachböden in einer merkwürdig bereinigten Schönheit entgegen oder erzeugen ausschnitthafte Extrakte eines Waldes eine beinahe undurchdringliche Dichte, in der die jeweilige Spezifik der vegetabilen Formen hervortritt. Dabei bewegen sich ihre Bildwelten souverän zwischen den Polen des Wirklichen und Artifiziellen.
Die Wirklichkeit wird von Roggan durch akribische Vorbereitung der Objekte und sorgfältige Bearbeitung der Umgebung stets subtil in Szene gesetzt. Einer archäologischen Praxis gleichend werden Schicht um Schicht oberflächliche Spuren beseitigt, Staub appliziert oder abgetragen, minimalistische Präsentationsräume gebaut oder schlichtweg das Blätterwerk des Waldes mit der Schere beschnitten. Im Kontrast zwischen präzise hervorgehobenen und ausgeleuchteten Oberflächen im Vordergrund und unbestimmten Hintergründen entfaltet die Bildwelt von Roggans Fotografien unvermutete skulpturale Qualitäten. Partiell ausgeleuchtete Unfallautos gewinnen vor tiefschwarzem dimensionslosem Raum nahezu anthropomorphe Züge, oder Nahaufnahmen ausgedienter Spielhallenautomaten erscheinen als eigentümliche Artefakte mit malerischer Wirkung. Ricarda Roggans beeindruckende Fotografien erzeugen eine produktiv verunsichernde Kraft, die im Prozess von Sehen, Wahrnehmen und Erkennen das Besondereim Allgemeinen, Beiläufigen und Unscheinbaren sichtbar werden lässt.

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