Michael Dean, Teaxths and Angeruage, Ausstellungsansicht, 01.07.-03.09.2017, Portikus, Frankfurt/Main. Foto: Diana Pfammatter
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Kunsthalle Portikus

Kunsthalle Portikus, Foto: Helena Schlichting
Kunsthalle Portikus, Foto: Helena Schlichting
Michael Dean, Teaxths and Angeruage, Ausstellungsansicht, 01.07.-03.09.2017, Portikus, Frankfurt/Main. Foto: Diana Pfammatter
Michael Dean, Teaxths and Angeruage, Ausstellungsansicht, 01.07.-03.09.2017, Portikus, Frankfurt/Main. Foto: Diana Pfammatter

Alte Brücke 2 / Maininsel
60311 Frankfurt/Main
Tel.: 069 962 44 540
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Mi 11.00-20.00 Uhr

The Mammal and the Sap

16.09.2017 - 12.11.2017

Der Portikus freut sich, unter dem Titel The Mammal and the Sap, die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlerduos Daniel Dewar & Grégory Gicquel in Deutschland zu präsentieren. Die in Brüssel und Paris lebenden Künstler lernten sich an der Kunstakademie im französischen Rennes kennen und arbeiten seit 1997 zusammen. Innerhalb ihres Oeuvres setzen sie sich neben ihrem Interesse an der klassischen Form der Skulptur auch mit traditionellen handwerklichen Techniken auseinander. Den Künstlern geht es dabei stets um Herstellungsverfahren, die ihren Ursprung in verschiedenen Handwerken haben, jedoch im Zuge der technischen Automatisierung immer weniger präsent sind. Als Autodidakten erlernten Dewar und Gicquel verschiedene Fertigkeiten, die zwar als traditionell gelten können, jedoch bei der Produktion der unterschiedlichen Arbeiten nicht unbedingt entsprechend den Vorgaben des jeweiligen Handwerks eingesetzt werden. In langwierigen und aufwendigen Arbeitsschritten sind über die letzte Jahre Arbeiten aus Ton, hartgebrannter Keramik, gehauenem Stein, Holz sowie gewobenen oder bestickten Textilien entstanden.

Im Portikus zeigen Daniel Dewar & Grégory Gicquel ausschließlich Holzarbeiten aus Eiche und Platane. Ausgestellt werden, neben freistehenden Werken, eine Reihe an Wandreliefs, die aus massiven Eichenbohlen herausgeschnitzt wurden. Jeder Arbeit geht ein langer Findungs- und Planungsprozess voraus. Zunächst entsteht ein digitales 3D Modell, gefolgt von einem 1:1 Musterstück aus Ton, erst danach beginnen die Arbeiten am eigentlichen Material. Jedes der Werke entstand in Handarbeit und unter Zuhilfenahme von Maschinen und/oder digitalen Geräten.

Der Ausstellungstitel The Mammal and the Sap (dt. Das Säugetier und der Saft) nimmt Bezug auf die Motive einzelner Arbeiten. Das Säugetier steht dabei stellvertretend gleichsam für den Menschen und das Tier als auch für die Verbindung zwischen den beiden. Sap, der Saft, bezieht sich insbesondere auf den „Saft des Lebens“, der durch Mensch, Tier und Pflanze fließt und symbolisiert somit die Energie in uns und allem. Auch durch das für die Werke verwendete Holz floss einst der Saft hindurch, und so kann The Mammal and the Sap auch als ursprüngliche Verbindung zwischen Bildhauer und Material verstanden werden. Assoziationen zu etwa Zoophilie, bei der sich Menschen sexuell zu Tieren hingezogen zu fühlen, sind gewollt. Historisch auch unter dem Begriff der Sodomie bekannt, wurde diese Form der Abweichung von der gesellschaftlichen Norm erstmals Ende des 19. Jahrhunderts untersucht, sie lässt sich als dokumentiertes Phänomen aber sogar bis in die Bronzezeit zurückverfolgen. So finden sich innerhalb der Bildproduktion von Dewar und Gircquel zahlreiche Referenzen - von Höhlenmalereien, frühen Reliefdarstellungen in Nordindien bis hin zu japanischen Farbholzschnitten.

Das Holzrelief Oak mural with man, udders and vase (2017) zeigt eine unter vier Eutern liegende unbekleidete männliche Figur. Am Fußende ist eine Vase zu erkennen, die als möglicher Auffangbehälter für die Milch dienen könnte. Direkt daneben steht eine Holzbank, übersät mit feinsäuberlich ausgefrästen Weinbergschnecken, die als einzelne filigrane Elemente durchaus zerbrechlich erscheinen. Die maschinell bestickten Sitzkissen zeigen neben Narzissen, Wilde Stiefmütterchen auch den Braunen Bär - eine in Europa, Asien und Nordamerika verbreitete Schmetterlingsart. Das mit zwei überdimensionalen Ochsenköpfen verzierte Kabinett Oak dresser dres with oxen (2017) wirkt dagegen massiv und beständig. Auch der überdimensionierte Schrank, betitelt Oak cabinet with organs (2017), erscheint beinahe unzerstörbar, obwohl das Motiv der exponierten Organe wiederum fragil, gar verletzlich wirkt. In ihrer schieren Erscheinung erinnern die Arbeiten an den Brutalismus und skulpturale Konstruktionsprinzipien.

Die Künstler legen dabei keinerlei Details über die Geschichte hinter und in den einzelnen Werken offen, doch können Bezüge vom Betrachter selber hergestellt werden. So lässt sich beispielsweise bei Oak mural with man, catfish and shell (2017), über den Aspekt der Außenhaut, eine Verbindung zwischen Mensch und Fisch herstellen. Einige der Arbeiten verweisen auf bäuerliche Möbelkunst - etwas, das die Künstler in ihren Holzskulpturen immer wieder aufgreifen. Der Bezug zum Ländlichen steht dabei im Zentrum der Arbeiten, die sich teilweise durch eine absurde Motivwahl auszeichnen. Dewar und Gicquel entwickeln komplexe, zeitgenössische Adaptionen pastoraler (im Sinne von ländlich-romantischer) Bildmotive. So eröffnet ein Werk wie Oak mural with man, udders and vase ebenso wie die mit Schnecken, Blüten und Schmetterlingen übersäten Sitzbänke, die Möglichkeit, Strukturen eines Narrativ innerhalb der Arbeiten selbst zu erkennen.

Aus diesem Gesamtzusammenhang ist es interessant einen Blick auf die bäuerliche Malerei zu werfen - einem Kunsthandwerk, das keinen akademischen Ursprung hat und nach wie vor insbesondere in den europäischen Alpenregionen zu finden ist. Architektur, Möbelstücke oder Stoffe werden hierbei mit lokalen Pflanzen, Ornamenten oder traditionellen Kostümen verziert und stellen auf diese Weise einen unmittelbaren Bezug zur Umgebung und den Menschen dar. Zudem ist sie eine der einfachsten Formen sich und seinen Haushalt in Gebäuden und Möbelstücken zu verewigen, und somit auch für spätere Generationen aufzubewahren.

The Mammal and the Sap widmet sich als Ausstellung einer ausgewählten Werkgruppe von Daniel Dewar & Grégory Gicquel. Die Ausstellungsarchitektur – drei durch Vorhänge voneinander getrennte Bereiche – bildet einen Parcours, der den einzelnen Arbeiten selbst genug Raum gibt. Dennoch finden sich in der Präsentation auch Widersprüche zwischen dem Material, der Größe und der Funktion. Den groben Eingriffen in das Holz stehen feine Fräsarbeiten und Stickereien entgegen. Die Ausstellung wird so zu einer Art Studierzimmer, in dem die Beziehung zwischen Mensch/Natur und Handwerk/Bildhauerei offengelegt wird.

Mit freundlicher Unterstützung des Bureau des arts plastiques / Institut français Deutschland, im Rahmen von Frankfurt auf französisch - Frankfurt Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2017.

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