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Fotografie Forum Frankfurt


Braubachstraße 30-32
60311 Frankfurt/Main
Tel.: 069 29 17 26
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Mi bis 20.00 Uhr

Wonders of the world

17.06.2016 - 11.09.2016

Unter dem Titel "WONDERS OF THE WORLD" präsentiert das Fotografie Forum Frankfurt neun Positionen zeitgenössischer Landschaftsfotografie. Die Arbeiten zeigen in jeweils ganz eigener Weise, wie wir Menschen mit unserer Umwelt und mit der uns umgebenden Landschaft umgehen. Inhaltlich geht es um Fragen der Energiegewinnung, um den Umgang mit Ressourcen und mit Abfall sowie um unsere Verantwortung für Umwelt und Klima. Mit ihren jeweiligen künstlerischen Ansätzen illustrieren die international renommierten Fotografen auf vielfältige Weise, wie Mensch und Natur einander beeinflussen, gestalten und formen.
Die Werke dokumentieren Ein- und Übergriffe des Menschen in seine natürliche Umgebung, zeigen die mal erhabene, mal verborgene Schönheit von Natur, veranschaulichen ihre Verletzlichkeit und ihr Bedrohtsein. Einige der beteiligten Fotokünstler inszenieren die Begriffe "Landschaft" und "Landschaftsarchitektur" zeitgemäß neu. So geben diese Weltwunder vielfältige Impulse zum Nachdenken über Nachhaltigkeit. Aktuelle Landschaftsfotografie – zum Augenreiben und Augenöffnen.
Der amerikanische Fotograf JAMEY STILLINGS (*1955) thematisiert in der Frankfurter Schau die stete Suche nach neuen Energiequellen und den damit verbundenen Einsatz innovativer Technologien. Mit beeindruckenden Schwarzweißfotografien hat er ab 2010 den Bau von "Ivanpah", dem größten Solarfeld der Welt in der kalifornischen Mojave-Wüste dokumentiert. Die in der Ausstellung zu sehenden Fotografien sind Teil seines aktuellen Fotobuchs "The Evolution of Ivanpah Solar" (2015, Steidl-Verlag) – und zugleich erste Bildstrecke eines größeren Projekts, in dem er weltweit Landschaften mit erneuerbaren Energiequellen fotografiert.
Mit Energieerzeugung und den mitunter kontrovers diskutierten technischen Möglichkeiten dafür beschäftigt sich auch der koreanische Fotokünstler HAN SUNGPIL (*1972). Die Videofilme aus seinem Projekt "Ground Cloud" zeigen das Entstehen und die atmosphärischen Veränderungen von Wolken im Umfeld von Atomkraftwerken an der französischen Loire. Die Filmminiaturen sind im Zeitraffer gedreht. So wächst der aus den Kühltürmen aufsteigende Dampf vor den Augen des Betrachters zu ambivalenten Wolkenformationen: Je nach Lesart wirken sie wie poetische Produkte neuzeitlicher Wolkenfabriken oder aber wie geheimnisvolle Rauchzeichen der Technik.
Wie Energieerzeugung Landschaft, Dörfer und ihre Bewohner verändert, bis hin zu ihrem Verschwinden, zeigt der deutsche Fotograf MATTHIAS JUNG (*1967). Sein Langzeitprojekt "Revier" dokumentiert die Tagebaue Garzweiler und Hambach im rheinischen Braunkohlerevier zwischen Aachen und Köln. Mit sorgsam komponierten Bildern hält er das raumgreifende Fortschreiten des Braunkohleabbaus, den Protest und die Umsiedelung der Menschen fest. Überbelichtungen betonen das Sterben eines Landstrichs und den Verlust von Heimat.
Versteckte Botschaften und menschliche Spuren spielen eine Rolle in den faszinierenden Kompositionen schmelzender Gletscher und Schneefelder des deutschen Fotografen OLAF OTTO BECKER (*1959). Sein künstlerisches Interesse gilt schon lange dem Thema "globale Erderwärmung". Dazu lenkt er den Blick auch auf besondere Wetter- und Lichtverhältnisse in extremen Landschaftsregionen. In der Frankfurter Ausstellung vermitteln Werke aus Beckers Grönland-Reihen "Broken Line" und "Above Zero" die Erhabenheit und die Verletzbarkeit von Eislandschaften.
Der aus Chicago stammende Fotokünstler BRAD TEMKIN (*1956) dokumentiert seit 2010 unter dem Titel "Rooftop" Dachgärten auf Firmengebäuden in Großstädten. Seine Arbeiten, die Anfang 2016 auch als Fotobuch im Radius-Verlag erschienen sind, beleuchten den weltweiten Trend, Grünanlagen in urbane Landschaften zu integrieren, vermitteln die ökologische Bedeutung dieser neuen "urban greens" – und spiegeln das urmenschliche Bedürfnis nach einem Leben im Einklang mit der Natur – auch im städtischen Umfeld.
Aus Satellitenaufnahmen der Erde kreiert FEDERICO WINER (*1973) mit digitalen Mitteln außergewöhnliche neue Landschaften. Für die Werkgruppe "Monsters" bearbeitete der Argentinier die Weltraumaufnahmen am Computer und gab ihnen figürliche Umrisse. Die "Monsters" erleben in Frankfurt Weltpremiere: In der Ausstellung ist dieser Teil von Winers Serie "Ultradistancias" zum ersten Mal zu sehen.
Einen fast intimen Blick auf die regenerative Kraft und Schönheit von Natur vermittelt die amerikanische Fotografin JANELLE LYNCH (*1969). Mit einer 8x10-Zoll-Kamera nahm sie im Hochland des mexikanischen Chiapas-Gebirges die Fotostrecke "Akna" auf, benannt nach der gleichnamigen Fruchtbarkeitsgöttin der Mayas. Porträtartig bildet sie in diesen Kompositionen Baumstümpfe ab, die den fruchtbaren Boden für neues Wachstum bilden.
Anmut und Pracht chinesischer Landschaften und Parks haben das amerikanisch-norwegische Künstlerpaar KATE & GEIR JORDAHL (*1959/1957) in seinen Bann gezogen. Durch die Verwendung eines Weitwinkel-Objektivs erzeugen die beiden Fotografen einen fast magischen Blick auf diese Orte. Ihre faszinierenden Schwarzweiß-Fotografien wirken wie durch eine Glaskugel betrachtet. Die kreisförmigen Aufnahmen aus der Reihe "Circle of Life" präsentieren vollendet wirkende Mikrokosmen. Einige dieser Landschaftsminiaturen werden in Frankfurt als Loop projiziert.
Buchstäblich Land Art erschafft der mexikanische Künstler ALEJANDRO DURÁN (*1974) mit seinem Installations- und Fotoprojekt "Washed up: Transforming a Trashed Landscape". Plastikabfall, der am Strand von Mexiko an Land gespült wurde, hat er gesammelt, sortiert und als Teil der echten Natur inszeniert. Entstanden sind so surreal anmutende Landschaften – und zugleich ästhetische Statements, die mit viel Ironie auf Umweltprobleme verweisen, die der Mensch kontinuierlich selbst schafft.

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