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Galerie Carlier Gebauer


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Di-Sa 11.00-18.00 Uhr

vertretene Künstler

Aernout Mik

Aernout Mik

10.01.2009 - 21.02.2009
carlier | gebauer freut sich, mit „Osmosis und Excess“ (2005) und „touch, rise and fall“ (2008) zwei Arbeiten des niederländischen Künstlers Aernout Mik erstmals in Berlin zeigen zu können. Aernout Mik hat in den letzten Jahren mit seinen konsequent ausgearbeiteten Videoinstallationen eine wichtige und eigenständige Position auf dem Feld der Gegenwartskunst besetzt. Aernout Miks Videoinstallationen verfolgen inhaltlich wie formal eigene Wege. Sie erscheinen wie Testläufe, die in aufwändigen, oft mit vielen Statisten erarbeiteten Situationen Geschehnisse am Rande unserer sozialen Realität rekonstruieren. Situationen politischer Herrschaft, wie ein Gefangenenlager in einer Turnhalle oder das Aufgreifen von Flüchtlingen auf einem Autobahnrastplatz, werden neu aufgeführt und mit scheinbar alltäglichen Situationen, Alltagskonfrontationen mit Ordnungsmächten, wie Schülern und Aufsichten auf einem Schulhof oder Reisenden beim Sicherheitscheck auf einem Flughafen, überlagert. Stets sind es Szenarien von Hierarchie, die Mik nachstellt. Doch immer geraten die scheinbar klaren Machtverhältnisse in seinen Videos ins Wanken. Die Perspektiven werden vervielfacht, plötzlich sind die Flüchtlinge mit Holzgewehren ausgestattet, während die Polizisten am Boden sitzen und das Sicherheitspersonal sich gegenseitig kontrolliert. Die Gesten der Macht bleiben, doch ihre Subjekte fallen aus ihren Rollen. Miks Szenarien liefern keine klare Narration, vielmehr werden die Extreme der Ordnung in seinen Arbeiten so weit über sich selbst hinausgetrieben, dass in Wiederholungen, Neubesetzungen, nahezu rituell wirkenden mimetischen Handlungsverläufen und irrationalen Exzessen die Kamera durch die Absurdität einer bröckelnden Realität schwebt. Und doch entfernen sich Miks Konstruktionen nicht von der Realität, sondern zeichnen sie anhand ihrer Extreme auf. Die Arbeit Osmosis and Excess, 2005 entstand im Grenzgebiet zwischen San Diego in Kalifornien und Tijuana in Mexiko. In ihr werden zwei sich kontrastierende Sequenzen ineinander überführt: Aufnahmen der mit einer Unzahl von Autowracks übersäten, hügeligen Vorstadt Tijuanas und Videobilder einer von Schlamm überfluteten Apotheke in der Stadt. Tijuana ist das mexikanische Pendant zum US-amerikanischen San Diego; die Stadt liegt unmittelbar an der Grenze zu den USA, Durch sie fliesst ein Großteil des Grenzverkehrs. Aus den USA werden unendliche Mengen von alten Gebrauchtwagen über die Grenze verbracht, um in den Hügeln vor Tijuana ausgeschlachtet und hinterlassen zu werden. Umgekehrt werden aus Mexiko große Mengen von Billigmedikamenten durch San Diego in die USA geschleust. Es herrschen Osmose und Exzess, die kaum mehr überschaubare Wiederholung von Warenzirkulation. Sie bestimmen die Grenzlandschaft und das Leben der Menschen. Osmosis and Excess macht strukturelle Übereinstimmungen ebenso wie deren hierarchische Ordnung zueinander sichtbar. Die Schrottautos glänzen juwelenähnlich in der Sonne in den Hügeln vor Tijuana, während im Stadtzentrum in hellen, klaren Apotheken 24 Stunden am Tag, geordnet zu exzentrischen Reihungen, Medikamente an Hilfe suchende US-Amerikaner verkauft werden. Miks Osmosis and Excess zeichnet die Grenzregion in einem extremem Panoramaformat als Kosmos einer in sich kreisenden Warenlandschaft nach. touch, rise and fall, 2008 ist Aernout Miks jüngste Arbeit. Die Doppelprojektion nimmt ihren Ausgangspunkt an der Sicherheitskontrolle in einem Flughafen. Aufnahmen vom Shopping in der Transitzone kollidieren mit solchen vom exzessiven Durchsuchen von Taschen, Kleidern und Tüten. Bilder von Trauben von erschöpften und verärgerten Passagieren am Sicherheitscheck wechseln sich ab mit denen von gelangweiltem, pausierendem Sicherheitspersonal. Hände greifen nach Produkten, tragen durchsichtige Plastiktüten und wühlen sich durch Handgepäck. Produkte werden verpackt, andere auseinander gerissen, einige fallen herunter, zerbrechen, werden untersucht und wieder zusammengesetzt. Die Szenen bewegen sich zwischen Verlust, Verwüstung und Konsum, zwischen Ignoranz, Sorgfalt und obsessiver Kontrolle. Die Arbeit zeigt, wie schon Osmosis und Excess, einen Warenlauf anhand einer Grenzregion. Wo in der Arbeit von 2005 die Waren zum dominanten Ornament der Landschaft werden, greifen sie in touch, rise and fall direkt auf ihre Besitzer über. Beide verfallen im Grenzbereich den andauernden Prozessen des Steigens und Fallens von Werten von Körpern im Transit, beide werden gleichermaßen zu bewegten Objekten der Situation.

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