© Elnur / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Bayreuther Festspielhaus


Festspielhügel 1-2
95445 Bayreuth
Tel.: 0921 78780
Homepage

Kurzbeschreibung

Die Entwicklung der Festspielidee und die Entstehung von Wagners Hauptwerk "Der Ring des Nibelungen" hängen eng miteinander zusammen und befruchteten sich wechselseitig. Beides wurzelt in seinen Anfängen im Vormärz, in der Zeit, als Richard Wagner Hofkapellmeister in Dresden war. Überlegungen zu einer grundlegenden Theaterreform führten ihn schließlich an die Seite der Revolutionäre von 1848/1849. Er nahm aktiv am Dresdner Maiaufstand 1849 teil, mußte nach dessen Niederschlagung fliehen und entkam in die Schweiz. Noch in Dresden entstand der Entwurf zu einem Nibelungendrama, "Siegfrieds Tod", das in der späteren "Götterdämmerung" aufging.
Am 14.September 1850 skizzierte Richard Wagner zum ersten Mal die Idee eines Festspiels, die ihn von nun an nicht mehr losließ...

Die Idee der Bayreuther Festspiele

Fünf Thesen:
1. Richard Wagner formuliert seine Festspielidee als Protest gegen bestehende Theaterverhältnisse.
2. Er ist überzeugt, dass Veränderungen im Bereich der Kunst nur auf der Grundlage gesellschaftlicher Veränderungen möglich sind.
3. Trotz des utopischen Ansatzes -„ein Theater aus Brettern" verfolgt er seinen Plan als Theaterpraktiker. Praxis als Herausforderung verstanden, als präzise Technik oder wie Wagner 1876 (S. 21) appelliert: „Deutlichkeit - die kleinen Noten und ihr Text sind die Hauptsache!" Ein Meister des Kleinen (Nietzsche).
4. In Wagners Werk addieren sich nicht Musik und Text mit anderen Künsten zum sogenannten Gesamtkunstwerk. Die musikdramatische Szene als Einheit von Musik, Drama und Theater ist Wagners Ideal.
5. Damit korrespondiert seine Sicht der Rezeption. Die Formel heißt „Gefühlsverständnis" und nicht, wie das Klischee es will, „Gefühlsrausch".

Im Exil entwirft Wagner seine Festspielidee, schreibt an den Maler Ernst Benedikt Kietz am 14. 9. 1850: „Siegfrieds Tod" (die spätere „Götterdämmerung") sei auf einem Theater aus Brettern dreimal gratis aufzuführen; zu diesem Zweck seien 10 000 Taler vonnöten, danach könne man das Theater abbrechen und die Sache habe ihr Ende. Im Jahr darauf entwirft Wagner die „Ring"-Tetralogie, konkretisiert in der „Mitteilung an meine Freunde" den Plan: „An einem eigens dazu bestimmten Feste gedenke ich dereinst im Laufe dreier Tage mit einem Vorabende jene drei Dramen nebst dem Vorspiele aufzuführen." Aber die Bedingung, eine Revolution, die die ganze „Theaterwirtschaft" beseitigt, tritt nicht ein. 1853 erscheint die „Ring"-Dichtung als Privatdruck, 10 Jahre später publiziert sie Wagner mit einer Einleitung, in der er seine Festspielidee detailliert beschreibt: In einer kleineren Stadt sei ein provisorisches, nur auf künstlerische Zweckmäßigkeit des Innern konzipiertes Theater zu errichten. Wichtige Merkmale sind die amphitheatralische Anlage des Zuschauerraums und das unsichtbare Orchester. In konzentrierten Proben sei ein originaler „Stil" zu entwickeln. Derart frei von den Einwirkungen des Repertoires sollen die Aufführungen allen Freunden der Kunst zugänglich sein. Aber die „Tat", die Realisierung dieser Idee, steht nicht in Wagners Macht. Er hofft auf die Stiftung eines deutschen Fürsten und richtet an ihn den Appell: „Wird dieser Fürst sich finden? - Im Anfang war die Tat."

KULTURpur empfehlen